Dienstag,
13. September 2011
Weine nicht
Dienstag der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Johannes Chrysostomus, Kirchenlehrer
P. Shane Lambert LC
Lk 7,11-17
Einige Zeit später ging er in eine Stadt namens Naïn; seine Jünger und eine große
Menschenmenge folgten ihm. Als er in die Nähe des Stadttors kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war
der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie. Als der Herr die
Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht! Dann ging er zu der Bahre hin und fasste
sie an. Die Träger blieben stehen, und er sagte: Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf! Da richtete sich
der Tote auf und begann zu sprechen, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück. Alle wurden von Furcht
ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten: Gott hat sich seines
Volkes angenommen. Und die Kunde davon verbreitete sich überall in Judäa und im ganzen Gebiet ringsum.
Einführendes Gebet: Herr, ich glaube, dass mein Leben vom Beginn meiner Schöpfung bis zu meinem letzten Tag in deinen Händen liegt. Herr, ich hoffe auf dich, denn du hast meinem Leben Sinn verliehen. Herr, ich liebe dich, weil du mich so sehr liebst.
Bitte: Herr, hilf mir, dass ich alle meine Hoffnung auf dich setze.
1. „Weine nicht.” Es gibt viele Gründe für Verzweiflung. Für so viele Schwierigkeiten im Leben gibt es kein menschliches Heilmittel. Besonders, wenn es um Leben und Tod geht, erlebe ich mich zu schwach, um anderen zu helfen. Die Liebe aber, die ich im Herzen trage, leidet mit denen, die jemanden verlieren. Jesus aber bietet eine andere Sichtweise: „Weine nicht.” Seine unendliche Macht befreit uns aus tragischen, menschlichen Begrenztheiten. „Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt, bei denen, die nach seinem ewigen Plan berufen sind” (Röm 8,28). Jesus ruft mich vor allem dazu auf, zu hoffen gegen alle Hoffnung. Er handelt, er tritt als Erlöser für mich ein. Dieses „Weine nicht” hat das Gewicht eines Befehls. Wie endgültig Leiden und Tod auch erscheinen mögen, letztlich offenbart Jesus eine Leben spendende Liebe: „Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal” (Offb 21,4). Die Witwe von Naïn empfängt eine unbegreifliche Gnade in ihrem Leid. Auch ich soll auf Christi Liebe zu mir und meinen Lieben vertrauen.
2. „Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf!” Jesus tröstet mich nicht, indem er mir meine Gefühle nimmt, oder indem er bewirkt, dass ich die Dinge anders sehe, als sie in Wirklichkeit sind. Wenn ich jemanden verliere, den ich sehr liebe, bin ich wirklich traurig. Doch Christus kommt, um das zu erneuern, was verloren war. Er nimmt wirklich die Ursache von Schmerz und Pein weg: „Denn ich, der Herr, bin dein Arzt.” (Ex 15,26) Als Jesus zur Witwe von Naïn sagt: „Weine nicht”, macht er ihr damit nicht den Vorwurf, eine gefühlsbetonte Frau zu sein, die die Dinge zu ernst nimmt. Ganz im Gegenteil! Jesus empfindet für sie tiefes Mitleid über den Verlust ihres Sohnes. Darum sollte ich von ganzem Herzen und ganzer Seele der Hoffnung gehorsam sein. Mein Leben liegt in Gottes Händen. Wenn ich lebe, lebe ich für Christus; wenn ich sterbe, sterbe ich für Christus (vgl. Röm 14,8).
3. „Gott hat sein Volk besucht.” Bei seiner Geburt wird der Sohn Gottes, der unsere Menschennatur angenommen hat, „Emmanuel” genannt: „Gott mit uns”. Unser Retter wird uns gleich nicht nur im Leben und in der Gnade; er wird für uns zur Sünde und gibt sein Leben hin, um uns zu erlösen. „Gott hat sein Volk besucht” trifft auch auf die Sünder zu: jene, die den Tod als letzte Folge der Sünde, der Erbsünde wie der persönlichen Sünden, erleiden. Ich kann jubeln, denn Gott findet mich, wo ich bin, er heilt mich und macht mich neu für das ewige Leben. Wenn ich so viel Liebe bekommen habe, sollte ich mit Liebe darauf antworten. Christus hat sein Leben für mich hingegeben. Christus ist mein Leben. Ich sollte die Liebe Christi zu anderen bringen; so wie ich sie erfahren habe.
Gespräch mit Christus: Herr Jesus, ich vertraue deiner Fürsorge mein ganzes Leben und das Leben meiner Lieben an. Lass mich in der Liebe zu dir wachsen, damit ich bis zum letzten Tag meines Lebens in deiner Gnade lebe, welche zum ewigen Leben führt. Lass mich auf deine Auferstehung hoffen, wenn ich dir meine alltäglichen Leiden aufopfere.
Vorsatz: Ich will heute bei einem Gespräch mit jemandem über das Leben als Weg sprechen, der uns für den Himmel vorbereiten und dorthin führen soll.