Freitag,
2. September 2011
Erneuert werden
Freitag der zweiundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. Matthew Green
Lk 5,33-39
Die Schriftgelehrten und Pharisäer sagten zu Jesus: Die Jünger des Johannes fasten und
beten viel, ebenso die Jünger der Pharisäer; deine Jünger aber essen und trinken. Jesus erwiderte ihnen:
Könnt ihr denn die Hochzeitsgäste fasten lassen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage
kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; in jenen Tagen werden sie fasten. Und er erzählte ihnen
auch noch ein Gleichnis: Niemand schneidet ein Stück von einem neuen Kleid ab und setzt es auf ein altes
Kleid; denn das neue Kleid wäre zerschnitten und zu dem alten Kleid würde das Stück von dem neuen nicht
passen. Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche. Denn der neue Wein zerreißt die Schläuche; er läuft
aus und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuen Wein muss man in neue Schläuche füllen. Und niemand, der alten
Wein getrunken hat, will neuen; denn er sagt: Der alte Wein ist besser.
Einführendes Gebet: Gott, Herr, aus Staub bin ich gebildet, zum Staub kehr ich zurück. Aber du bist von Ewigkeit her, und alles Geschaffene wird von dir ins Dasein gerufen. Du hast mich im Schoß meiner Mutter mit unendlicher Liebe geformt und du wachst voll Güte über mir. Ich hoffe fest darauf, dass du bei meinem Tod meine Seele heim in den Himmel holst, um für immer bei dir zu sein. Ich danke dir, dass du dich um mich kümmerst und mich mit deiner Liebe segnest. Nimm als Dank meine Liebe entgegen. Ich schenke dir in Demut alles, was ich bin.
Bitte: Erneuere mein geistliches Leben, Herr.
1. Nach den falschen Richtlinien bemessen. Wieder einmal sehen wir Jesus bei einem Mahl, dieses Mal bei Levi (Matthäus) und seinen Freunden. Die Schriftgelehrten und Pharisäer sind vorbeigekommen, um Jesus und seine Jünger zu prüfen, da sie seine Lehren, die nicht mit ihrer Gesetzestreue und ihren gewohnten Formvorschriften übereinstimmten, leid waren. Die Feststellung, die sie hier über das Fasten machen, beinhaltet implizit ein Urteil: Du und deine Jünger folgen unseren Traditionen des Fastens nicht; deshalb könnt ihr nicht wahrhaft heilig sein. Sie präsentieren es nicht als Frage, sondern als Feststellung, als eine Anklage. Sie sind nicht offen dafür, die Dinge in einem neuen Licht zu sehen. Auch wir können andere Christen voreilig verurteilen, wenn wir sie dabei beobachten, wie sie anders als wir handeln. Unsere Richtlinie ist nicht das, was wir gewohnt sind, sondern das, was die Kirche, geleitet vom Heiligen Geist, lehrt und billigt, seien es alte Traditionen oder neue Kundgebungen des Heiligen Geistes im Leben der Kirche.
2. Für alles gibt es eine Zeit. Jesu Antwort ist einfach: Es gibt eine Zeit und einen Ort sowohl für das Fasten als auch für das Feiern. Manche Menschen haben eine besondere Berufung zu einem Leben der außergewöhnlichen Entsagung, aber den meisten von uns gibt das liturgische Jahr einen natürlichen Kreislauf von Freude und Buße. Manchmal jubeln wir mit dem „Bräutigam”, wie Weihnachten und Ostern, wenn wir die Geburt Christi und seine Auferstehung feiern. Zu anderen Zeiten tun wir mehr Buße, wie in der Fastenzeit, in der wir uns darauf konzentrieren, unsere Trennung von Gott aufgrund unserer Sünden wieder aufzuheben, oder im Advent, wenn wir unsere Herzen reinigen, um den Herrn an Weihnachten zu empfangen. Der Jahreskreis hat seine eigenen Feste und Gelegenheiten besonderer Bedeutung. Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist: Leben wir diese liturgische Wirklichkeit, oder vernachlässigen wir sie? Betreffen die Feste und das Fasten der Kirche mein Leben, oder sind die liturgischen Zeiten höchstens Kuriositäten, die ich kaum beachte?
3. Das neue Ich. Dann präsentiert Jesus allen Anwesenden eine Herausforderung in Form eines Gleichnisses. Beide Bilder ‐ das Kleid und die Schläuche ‐ betonen, dass wir umdenken müssen, um seine Botschaft zu verstehen. Wir gewöhnen uns leicht an unsere Routine und werden zufrieden und lau in unserem Glauben. Schlimmer ist es, wenn wir Gewohnheiten der Sünde haben. Um Christus und seinem „Evangelium” wirklich zu folgen, müssen wir hinter uns lassen, was der heilige Paulus das „alte Ich” nannte, um neue Menschen in Christus zu werden (Kol 3,9-10). Für die Pharisäer würde das bedeuten, ihren strikten Formalismus und ihre verurteilende Haltung hinter sich zu lassen. Für Matthäus und seine Freunde bedeutete es, ihren weltlichen Sinn und ihre sündhafte Lebensweise aufzugeben. Einen Bruch mit unserem alten Ich zu machen ist schwierig ‐ der „alte Wein” ist das, was wir gewohnt sind ‐ aber wir müssen den Schritt tun und erkennen, woraus unser altes Ich besteht, und müssen uns dann entscheiden, es hinter uns zu lassen, um Christi Botschaft, die immer herausfordernd, immer neu ist, anzunehmen.
Gespräch mit Christus: Jesus, unser Herr, hilf mir, mich mehr darauf zu konzentrieren dir zu folgen als andere zu verurteilen. Zeige mir, wer ich bin, und wie du mich haben möchtest. Gib mir die Gnade, das Leben deiner Kirche mit Begeisterung zu leben, die Feste und das Fasten, damit du mich zu einem neuen Geschöpf machen kannst.
Vorsatz: Ich werde den heutigen Freitag als Gedenktag des Todes unseres Herrn leben, indem ich ein kleines Opfer als Buße für meine Sünden bringe ‐ und den kommenden Sonntag werde ich voll echter Freude als das Fest seiner Auferstehung leben.