Mittwoch,
15. Dezember 2010
Müssen wir auf einen andern warten?
Mittwoch der dritten Woche im Advent
P. Shaun Aaron LC
Lk 7,18b-23
Da rief Johannes der Täufer zwei seiner Jünger zu sich, schickte sie zum Herrn und ließ
ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten? Als die beiden Männer zu
Jesus kamen, sagten sie: Johannes der Täufer hat uns zu dir geschickt und lässt dich fragen: Bist du der,
der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten? Damals heilte Jesus viele Menschen von ihren
Krankheiten und Leiden, befreite sie von bösen Geistern und schenkte vielen Blinden das Augenlicht. Er
antwortete den beiden: Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder,
Lahme gehen, und Aussätzige werden rein; Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium
verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.
Einführendes Gebet: Allmächtiger Vater, du bist die Zuflucht und Stärke deines Volkes, du beschützt alle, die auf dich ihr ganzes Vertrauen setzen. Hilf uns, immer deinen Willen zu tun, damit wir durch den Glaubensgehorsam den Weg zu dir finden.
Bitte: Herr, hilf mir, alles im Licht des Glaubens zu sehen.
1. Müssen wir auf einen andern warten? Trotz seiner geistigen Reife ist Johannes verwirrt, weil sich Gottes Plan anscheinend so zögerlich erfüllt. Er glaubte von ganzem Herzen, dass Jesus der Messias ist, wie es ihm vom Heiligen Geist offenbart worden war. Aber es geschah nichts Bedeutendes. Er zweifelte nicht an Gott; er zweifelte an seiner eigenen Situationseinschätzung. Aus diesem Grund schickt er Boten zu dem, der ihm allein eine Antwort auf seine Frage geben konnte. Seine geistige Reife zeigt sich darin, dass er nicht bei seinen Zweifeln stehen bleibt, sondern zur Quelle geht, welche seine Lage klären kann. Wenn in unserem geistlichen Leben manches unklar ist, müssen wir zu den Quellen gehen, welche Jesus uns in seiner Kirche zurückgelassen hat: das Gebet, die Sakramente, die geistliche Führung, die Heilige Schrift und die Überlieferung der gelebten Tradition.
2. Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt. „Jesu Worte werden von mächtigen Taten und Wundern begleitet, welche zum Ausdruck bringen, dass das Himmelreich in ihm gegenwärtig ist und welche beweisen, dass er der verheißene Messias ist” (Katechismus der Katholischen Kirche, 547). Jesus weiß, dass Johannes durch seinen tiefen Glauben Gottes Werk in seinen Taten erkennen wird, sobald ihm davon berichtet werden wird. Gleichzeitig wendet Jesus die Erwartungshaltung der Jünger, indem er ihre Aufmerksamkeit darauf richtet, dass er nicht als politischer Befreier gekommen ist, sondern dazu sie von der Sünde, dem wahren Übel, zu befreien.
3. Selig, wer an mir keinen Anstoß nimmt. „Keiner darf sich darüber täuschen, Christus stellt Ansprüche, und der Weg Christi ist schmal” (Papst Paul VI., 4. März 1970). Das Wissen darum, dass man das Kreuz tragen und Prüfungen mit Geduld ertragen muss, heißt noch nicht, dass man dieses Wissen auch in die Tat umsetzt. Das Kreuz ‐ Versuchungen, Rückschläge, und Missverständnisse ‐ können uns manchmal unerwartet treffen. Es gibt Augenblicke im Leben, wo wir uns im Stillen die Frage stellen können: „Herr, was tust du; wo bist du in all diesen Dingen?” Diese Frage zeigt uns, dass wir gelegentlich mit Gottes Wegen nicht vertraut sind. Gott erzieht uns manchmal auch durch Leiden, aber seine Erziehung beruht immer auf seiner Liebe. Wir können manchmal enttäuscht sein, dass nicht alles so läuft, wie wir es gerne hätten. Jesus hat uns niemals versprochen, dass wir nicht leiden müssen. Ebenso wenig hat er uns versprochen, dass wir alle Kämpfe gewinnen würden. Aber er hat uns versprochen, dass er uns immer treu bleiben wird und dass wir ihn für immer im Himmel nahe sein werden, wenn wir mit ihm im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe verbunden bleiben, besonders in den schweren Momenten unseres Lebens.
Gespräch mit Christus: Herr, du weißt, was es heißt, geduldig zu warten und im Verborgenen zu leiden. Bis heute sehnst du dich danach, dass so viele Seelen den Weg zurück zu deinem liebenden Herzen finden. Hilf mir, gerade in den schweren Augenblicken meines Lebens auf dich zu vertrauen, auch dann, wenn ich deine Wege nicht verstehe: zu geben, wenn ich lieber empfangen würde; zu lieben, wenn ich lieber nur an mich selber denken würde. Reinste Mutter Maria, hilf mir, mein Herz ganz Jesus zu schenken.
Vorsatz: Heute werde ich Jesus im Allerheiligsten Sakrament des Altars besuchen und meinen Glauben an seine eucharistische Gegenwart erneuern.