Sonntag,
25. Oktober 2009
Die sanfte Gnade Gottes
Dreißigster Sonntag im Jahreskreis
P. Michael Sliney LC
Mk 10,46-52
Jesus und seine Jünger kamen nach Jericho. Als er mit ihnen und einer großen Menschenmenge Jericho wieder
verließ, saß an der Straße ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus. Sobald er hörte, dass es
Jesus von Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir! Viele wurden ärgerlich und
befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Jesus blieb
stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft
dich. Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu. Und Jesus fragte ihn: Was soll ich dir
tun? Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte wieder sehen können. Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube
hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg.
Einführendes Gebet: Herr, ich glaube an dich mit einem Glauben, der dich nie auf die Probe stellen will. Ich vertraue auf dich und hoffe darauf, dass ich lerne, deinen Willen zu akzeptieren und zu befolgen, auch wenn es aus meiner Perspektive keinen Sinn macht. Lass meine Liebe zu dir und zu den Menschen um mich herum der Liebe ähnlich werden, die du mir gezeigt hast.
Bitte: Herr Jesus, schenk mir die Gabe des Glaubens.
1. Der Herr hilft denen, die sich selbst helfen. Barthimäus hat Charakter. Als Bettler ist er intelligent genug, um zu merken, dass man die Leute, auf deren Geld er angewiesen ist, nicht ärgern darf. Als aber Jesus vorbei geht, lässt er sich nicht zum Schweigen bringen, selbst als ihn seine „Kunden” tadeln. Er ist getrieben von der Gewissheit, dass Jesus sein Lebenslos ändern kann. Und darum wird niemand Barthimäus daran hindern können, Christus zu begegnen. Habe ich eine ähnliche Gewissheit, dass ich die Nähe zu unserem Herrn brauche, dass nur er meine Wunden heilen und meine Schritte auf den rechten Weg zum Himmel leiten kann? Sorge ich dafür, dass nichts mich von ihm trennen kann?
2. „Jesus, hilf mir!” Papst Benedikt ermutigt uns, auf das barmherzige Herz des Herrn zu blacken: „In unseren Schwierigkeiten, Problemen und Versuchungen dürfen wir nicht bloß eine theoretische Überlegung anstellen ‐ woher kommen sie? ‐, sondern müssen positiv reagieren: den Herrn anrufen, den lebendigen Kontakt zum Herrn halten. Ja, wir müssen laut den Namen Jesu rufen: Jesus, hilf mir! Und wir sind gewiß, daß er uns hört, weil er dem nahe ist, der ihn sucht. Lassen wir uns nicht entmutigen, sondern laufen wir mit Eifer ‐ wie dieser Mönch sagt ‐, dann werden auch wir das Ziel des Lebens, Jesus, den Herrn, erreichen. (Generalaudienz, 8. Februar 2006).
3. Das Geschenk des Glaubens. Der Glaube des blinden Bettlers war es, der es Christus ermöglichte, ihn zu heilen. Glaube ist nicht etwas, was wir erwerben, durch Willenskraft erlangen oder mit reiner Anstrengung erhalten können. Glaube ist ein Geschenk. Dieses Geschenk muss im demütigen und beständigen Gebet erbeten werden. Wir alle haben dieses Geschenk durch unsere Taufe erhalten, aber es ist ein Geschenk, das wachsen muss. „Herr, vermehre meinen Glauben!”
Gespräch mit Christus: Danke, Herr! So wie du dem Bartimaeus das Augenlicht zurückgabst, so hast du auch mich mit so vielen Gnaden und mit deiner Gunst überhäuft, angefangen mit dem unbeschreiblich großen Geschenk meines katholischen Glaubens. Von ganzem Herzen danke ich dir für so viel Liebe.
Vorsatz: Ich möchte mit Ausdauer und Vertrauen jene Tugenden erbitten, die ich am meisten brauche. Besonders möchte ich um das Geschenk des Glaubens bitten, Christus in meinem täglichen Leben wirken sehen zu dürfen.