Montag,
5. Oktober 2009
Jesus hilft uns, grenzenlos zu lieben
Montag der siebenundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. James Swanson LC
Lk 10,25-37
Da stand ein Gesetzeslehrer auf, und um Jesus auf die Probe zu stellen, fragte er ihn: Meister, was muss ich
tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz? Was liest du dort? Er
antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner
Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst. Jesus sagte zu ihm: Du
hast richtig geantwortet. Handle danach und du wirst leben. Der Gesetzeslehrer wollte seine Frage
rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster? Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von
Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn
nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halb tot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab;
er sah ihn und ging weiter. Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter. Dann kam ein Mann
aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf
seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte
für ihn. Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn
du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme. Was meinst du: Wer von diesen
dreien hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde? Der Gesetzeslehrer
antwortete: Der, der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle genauso!
Einführendes Gebet: Herr Jesus, du bist der Herrscher über das All, und doch erhörst du mich und führst mich. Du kennst die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft, und doch achtest du meine Freiheit, mich für oder gegen dich zu entscheiden. Heiligste Dreieinigkeit, du bist in vollkommenem Glück und genügst dir ganz allein, und doch hast du uns aus deiner reichen Güte erschaffen. Du bist unsere Erfüllung. Ich danke dir, dass du dich uns schenkst. Ich schenke dir dafür meine Wenigkeit, weil ich weiß, dass du dich über alles freust, was ich dir geben kann.
Bitte: Herr, hilf mir, wie der barmherzige Samariter zu handeln.
1. Liebet eure Nächsten mehr als euch selbst. Die Menschen, die Jesus zuhören, stimmten zwar alle dem zu, dass sie Gott mehr als alles andere lieben sollten. Vielleicht taten das viele von ihnen nicht, aber sie taten so, als ob sie ihn liebten, indem sie äußerlich nach seinen Geboten lebten. Die Liebe zum Nächsten war aber etwas ganz anderes. Das sogenannte jüdische Talionsgesetz setzte rachsüchtigem Handeln eine Grenze: „Auge um Auge, Zahn um Zahn.” Jesus hingegen will hier einen ganz neuen Maßstab einführen ‐ die brüderliche Liebe. Er will, dass wir eine Liebe zum Nächsten praktizieren, die von der Liebe, die er uns am Kreuz gezeigt hat, inspiriert ist. Wir waren seine Feinde, der Sünde unterworfen. Er schuldete uns nichts, dennoch starb er für uns. Damals war es üblich, die Armen und Behinderten als Menschen zu schmähen, die von Gott wegen irgendeiner Sünde verflucht waren. Jetzt verlangt Jesus, alle bedingungslos zu lieben. Bemühe ich mich, so zu lieben?
2. Es genügt nicht, nur die Menschen zu lieben, die mir nahe sind. Wahrscheinlich akzeptieren die meisten von uns, wie auch jene, die Jesus zuhörten, dass wir Gott lieben, ihm dienen und die Gebote befolgen sollen. Aber wenn es um die Nächstenliebe geht, dann versagen wir. Manchmal scheint es mir schwerzufallen, sogar die zu lieben, die mir am nächsten stehen. Diejenigen, die ich täglich sehe, sind oft die, die meine schlechtesten Eigenschaften zu ertragen haben. Sie ertragen den Großteil meiner Ungeduld, meines Ärgers und meiner fehlenden Selbstbeherrschung. Warum ist das so? Ist es so, weil die Liebe, die ich für meine Familie und engsten Freunde empfinde, eine eigennützige Liebe ist? Ist es so, weil ich erwarte, dass sie für mich etwas tun, statt zu überlegen, was ich für sie tun könnte? Das Echo der Liebe sollte immer sein, dass ich nicht genug getan habe, dass ich niemals genug tun kann ‐ weil wirkliche Liebe keine Schranken kennt.
3. Liebe deine Feinde. Jesus verlangt auch von uns, dass wir unsere Feinde lieben. In dem Gleichnis erhält das Opfer von jemandem Hilfe, den ein Jude für minderwertig und für einen Feind hält ‐ weil er ein Samariter ist. Obwohl ihre Länder Nachbarn waren, veranlassten historische Umstände, Groll gegeneinander zu hegen und, so weit wie möglich, einander zu meiden. Aber es ist ausgerechnet ein Samariter, den Jesus zum Helden dieses Gleichnisses macht. Jesus macht ihn zu einem Bild von sich selbst, denn der Samariter sieht die Not des Mannes und unterbricht seine Reise, um ihm zu helfen. Der heilige Augustinus sagt, dass der Samariter Jesus darstellt und das Opfer die Menschheit. Als wir uns selbst nicht mehr helfen konnten und wir von der Freundschaft Gottes wegen unserer Sünden entfremdet waren, beendete Gott in seiner Liebe diesen Zustand, um uns zu helfen. Jesus will, dass wir diese Liebe praktizieren ‐ die gleiche Liebe, die er am Kreuz praktizierte. „Geh und handle ebenso”, sagt er uns.
Gespräch mit Christus: Herr, es tut mir leid, dass ich deine Liebe für mich am Kreuz angenommen habe, in der Liebe zum Nächsten aber versagt habe. Hilf mir, nicht durch tägliche kleine Rückschläge entmutigt zu werden, sondern in meinem Bemühen, immer mehr zu lieben, eifrig fortzufahren. Gib mir den Mut, immer mehr wie du sein zu wollen und allen, denen ich begegne, ein guter Samariter zu sein.
Vorsatz: Ich will die Schranken der Liebe abbauen, die ich zwischen mir und denen errichtet habe, die mir nahestehen ‐ meinem Mann (meiner Frau), meinen Kindern, Eltern, Brüdern oder Schwestern, zu engen Freunden und Mitarbeitern ‐ und geduldig und verständig sein in Augenblicken, in denen ich so etwas wie Liebe nicht empfinde.