Mittwoch,
26. August 2009
Sein oder Nicht-Sein
Mittwoch der einundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. Alexander Kim LC
Mt 23,27-32
Jesus sagt: Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr seid wie die Gräber, die außen
weiß angestrichen sind und schön aussehen; innen aber sind sie voll Knochen, Schmutz und Verwesung. So
erscheint auch ihr von außen den Menschen gerecht, innen aber seid ihr voll Heuchelei und Ungehorsam gegen
Gottes Gesetz.
Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr errichtet den Propheten Grabstätten und schmückt die Denkmäler der Gerechten und sagt dabei: Wenn wir in den Tagen unserer Väter gelebt hätten, wären wir nicht wie sie am Tod der Propheten schuldig geworden. Damit bestätigt ihr selbst, dass ihr die Söhne der Prophetenmörder seid. Macht nur das Maß eurer Väter voll!
Einführendes Gebet: Herr Jesus, ich glaube, dass du „der Weg und die Wahrheit und das Leben” bist (Joh 14,6). Ich komme heute demütig zu dir. Ich vertraue ganz auf dich und wünsche darum, dass mein Leben ein unbeschriebenes Buch sei, auf dessen Seiten du meine Lebensgeschichte schreibst.
Bitte: Herr Jesus, schenke mir ein offenes und demütiges Herz.
1. Was du siehst, ist nicht das, was du bekommst. Eine der strengsten Rügen, die Jesus erteilte, war gegen die Heuchelei derer, die mit der wichtigen Aufgabe der Führung des Volkes Gottes betraut waren. Sie waren berufen, die Hoffnung auf Gottes Versprechen, das Volk zu erlösen, weiterzugeben: „Sie werden mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein” (Jer 24,7). Ihre eitle Rechtschaffenheit war aber nichts anderes als Zügellosigkeit und legte den Israeliten Bürden auf, die diese fast zur Verzweiflung trieben. Anstatt dem Volk Gottes zu helfen, sich von der Sünde abzuwenden und sich einem Leben in Treue zu Gottes Liebe zuzuwenden, betrogen sie das Volk, das offen für religiöse Belehrungen war, zugunsten ihres eigenen schäbigen Gewinns.
2. Die Guillotine der Heiligen oder die Heiligen zur Guillotine? Eine zu hohe Achtung vor der Meinung anderer Menschen ist die „Guillotine der Heiligen”. Sie hat einen selbstmörderischen Effekt und eine tödliche Kraft, die Wirksamkeit eines leidenschaftlichen Herzens zu vermindern. Zu hohe Achtung vor der Meinung anderer Menschen macht die Liebe Gottes und die Seelen unfruchtbar, weil sie nichts ist als Hochmut, verkleidet als Furcht, als Zweifel oder als Wunsch, die Gefühle anderer nicht verletzen zu wollen. Andererseits gibt die echte Nächstenliebe ein Zeugnis für die Wahrheit, ungeachtet der Folgen, die damit verbunden sein können ‐ selbst Verfolgung oder Schwert (vgl. Röm 8,35). Wenn wir die Meinung anderer Menschen über uns gering achten, mag uns das zur „Guillotine” führen, aber dann sind wir auf dem Weg, Heilige zu werden.
3. Wie der Vater, so der Sohn: alle Heuchler. Die Vorfahren der Pharisäer töteten die Propheten, weil sie das Volk in Gottes Namen züchtigten. Nun drängt Jesus ironisch die Pharisäer, sich ihres Erbes würdig zu erweisen. Jesus distanzierte sich von den Religionslehrern seiner Zeit. Anders als die Pharisäer und Tempelpriester, die für die Israeliten gleichsam Söldner geworden waren, war Jesus der gute Hirt. Jesus führte eine neue Priesterschaft ein, gegründet auf seiner eigenen: die des leidenden Gottesknechtes, des Paschalammes, des Messias und der zweiten Person der Heiligen Dreifaltigkeit. Er machte alles neu und befreite uns wahrhaft von der Sünde.
Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir von ganzem Herzen für meine Erlösung. Du lässt mich deine Stimme hören, wenn sie mich sanft ruft. Stärke mich im Glauben und erfülle mich mit deiner Liebe, so dass ich eines Tages wie der heilige Paulus sagen kann: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir” (Gal 2,20).
Vorsatz: Ich werde ein Feind der Heuchelei und ehrlich im Umgang mit anderen sein.