Dienstag,
2. Dezember 2008
Gottes Wege
Dienstag der ersten Woche im Advent
P. Jon Budke LC
Lk 10,21-24
In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des
Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast.
Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand weiß, wer der
Sohn ist, nur der Vater, und niemand weiß, wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn
offenbaren will.
Jesus wandte sich an die Jünger und sagte zu ihnen allein: Selig sind die, deren Augen sehen, was ihr seht. Ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen und wollten hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.
Einführendes Gebet: Christus, ich glaube, dass du mir helfen kannst, aus meinen Begabungen etwas Gutes zu machen, und ich hoffe, dass du mir erlaubst, dich täglich besser kennen zu lernen. Ich liebe dich und vertraue darauf, dass du mich durch mein Leben begleitest. Du leitest aber nicht nur mich, sondern machst auch, dass ich ein Beispiel für andere sein kann.
Bitte: Herr, hilf mir, in allen Lebenslagen unerschütterlich auf dich zu vertrauen.
1. Gott offenbart sich den Einfältigen. Wir sehnen uns danach, Christus besser kennen zu lernen. Wie gern würden wir Gott und seine unendliche Liebe ein wenig besser verstehen! Aber unser kleiner Verstand kann sich kaum einen Begriff von den göttlichen Personen oder ihren Eigenschaften machen. Selbst nach stundenlangen Studien müssten wir uns eingestehen, dass unser Bemühen umsonst war. Wahre Erkenntnis Gottes und Jesu Christi kann nicht aus Büchern gewonnen werden. Wahre Erkenntnis Gottes und Jesu Christi gewinnen nur die, die lernen, ihrer Seele im Gebet Ruhe zu verschaffen. Wir müssen sein wie das kluge Kind, das, wenn es hinfällt, zu seiner Mutter läuft, um liebevoll in die Arme genommen zu werden. Wenn wir uns einerseits unserer Kleinheit und andererseits Gottes reiner, liebender Güte bewusst sind, werden wir zulassen ‐ ja sogar genießen ‐ dass er uns das Blut und die Tränen abwischt, die unsere Sünde über uns gebracht hat. Nur wenn wir uns in Gottes zärtliche vergebende Hände geben, können wir sagen, dass wir ihn kennen.
2. Gott erwählt die Einfältigen. Christus beruft jeden von uns zu einer besonderen Aufgabe im Leben. Vielleicht finden wir, dass es da viele andere gibt ‐ gebildete, kluge Leute ‐ die sicher besser geeignet wären für diesen Ruf, die es viel besser machen könnten als wir. Christus schaut aber nicht immer nach den Menschen mit dem schnellsten und schärfsten Verstand oder der besten Ausbildung. Oft forscht er bis an die Enden der Erde nach der einen Seele, die einfältig und offen genug ist für seinen Plan und die bereit ist, ihn auszuführen. Einfalt und Demut sind der Schlüssel zur Erwählung durch Gott, um aktiver an seinem Heilsplan mitzuwirken.
3. Die Einfältigen überlassen Gott die Erfüllung des Gesamtplanes. Wie viele Propheten und Könige haben die Zeit Christi und mit ihm die Vollendung des Erlösungswerkes herbeigesehnt! Mit ihrem geduldigen Warten haben sie uns ein Beispiel von Beständigkeit und Hingabe an Gottes Verheißungen gegeben, obwohl sich nur wenige davon zu ihrer Zeit erfüllt haben. Sie haben eine aktive Rolle dabei gespielt, die Menschen ihrer Zeit zu führen und zu leiten, aber sie haben die Erfüllung von Gottes Gesamtplan nicht erlebt. Gott will, dass wir wie sie sind‐ die Saat der Erlösung säen, auch wenn sie jahrelang nicht aufgeht. Uns wird ebensowenig wie den Propheten die Gnade zuteil, je das Gesamtbild zu schauen. Die Einfältigen vertrauen darauf, dass Gott weiß, was er tut. Kardinal John Henry Newman betete in seinem berühmten Gedicht „Wolkensäule”: „Behüte des Pilgers Fuß, ich will nicht das Ferne sehen‐ einen Schritt nach dem anderen zu sehen, genügt mir”. Überlasse ich das Gesamtbild meines Lebens Gott, meinem Vater, oder versuche ich, selbst mein Leben zu bestimmen?
Gespräch mit Christus: Christus, ich bitte nicht um großes Verständnis oder Wissen. Hilf mir, mit der Einfalt und dem Vertrauen eines Kindes alles anzunehmen, was du in mir wirken willst. Ich bitte nicht um größeren Einblick in die Tiefen deiner göttlichen Eigenschaften. Ich möchte nichts weiter als immer mehr dein Freund werden, und ich weiß, dass ich dazu unerschütterliches Vertrauen in deine unendliche Liebe zu mir brauche. Ich will mich von dir lieben und führen lassen, wie du es für richtig hältst.
Vorsatz: Ich werde mein Herz weiter öffnen für das, was Gott mit mir vorhat.