Freitag,
7. November 2008
Willst du wirklich?
07. November 2008
Freitag der einunddreißigsten Woche im Jahreskreis
P. John Bullock LC
Lk 16,1-8
Jesus sagte zu den Jüngern: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er
verschleudere sein Vermögen. Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg
Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Du kannst nicht länger mein Verwalter sein. Da überlegte der
Verwalter: Mein Herr entzieht mir die Verwaltung. Was soll ich jetzt tun? Zu schwerer Arbeit tauge ich
nicht, und zu betteln schäme ich mich. Doch - ich weiß, was ich tun muss, damit mich die Leute in ihre
Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin. Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach
dem andern, zu sich kommen und fragte den ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Er antwortete:
Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich gleich hin und schreib «fünfzig».
Dann fragte er einen andern: Wie viel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu
ihm: Nimm deinen Schuldschein und schreib «achtzig». Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen
Verwalters und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des
Lichtes.
Einführendes Gebet: Herr Jesus, ich danke dir für das Geschenk des Lebens. Ich habe nichts getan um es zu verdienen, und doch hast du es mir einfach geschenkt. Ich habe nichts getan, um deine rettende Gnade zu verdienen, und doch bietest du sie mir großzügig an. Herr, du überschüttest mich unaufhörlich mit Zeichen deiner Liebe. Meine Antwort kann nur liebende Dankbarkeit sein, aber auch sie ist ein Geschenk von dir.
Bitte: Herr, hilf mir, all meine Gaben in den Dienst deiner Herrlichkeit zu stellen.
1. Wie kann Christus unredliches Verhalten loben? Es erscheint unerhört, dass Christus, die personifizierte Wahrheit, das betrügerische Handeln eines Verwalters lobt. Seine „guten Taten” sind ja nichts anderes als Diebstahl: Er verschenkt was ihm nicht gehört. Aber Christus lobt ja nicht den eigentlichen Betrug. Dem Verwalter ist klar, dass ihm nicht viele Möglichkeiten bleiben, und so sucht er einen praktischen Ausweg aus seiner Notlage. Das Gleichnis zeigt, dass unsere Bemühungen um das Gute alle unsere Fähigkeiten einschließen sollen: Intelligenz, Willen, Vorstellungskraft, Gedächtnis. Angewandte Initiative, Kreativität und Effektivität sind Tugenden. Diese Tugenden machen das betrügerische Verhalten des Verwalters nicht richtig, aber sie zeigen uns, wie wir vorgehen sollen, wenn wir Gutes tun wollen. Wir sollen „klug sein wie die Schlangen und arglos wie die Tauben” (Mt 10,16).
2. Wir ernten was wir säen. Der betrügerische Verwalter macht sich mit seinem Verhalten klugerweise Freunde. Wenn einer bereut, einen anderen bestohlen oder betrogen zu haben, muss er nach natürlichem Recht Wiedergutmachung leisten. Wenn er es nicht dem Betrogenen selbst zurückzahlen kann, dann geht das Geschuldete vielleicht an einen guten Zweck. Wenn wir etwas gestohlen haben und es uns leid tut, können wir das Gestohlene nicht behalten. Wir „machen uns Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons”, wenn uns Gerechtigkeit und Nächstenliebe wichtiger sind als Habsucht (Lk 16,9).
3. Wie sehr willst du es? Der traurigste Aspekt an diesem Gleichnis ist die Enttäuschung über seine Anhänger, die aus Jesu Worten spricht: „Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes.” Wenn wir etwas wirklich wollen, dann finden wir einen Weg. Es ist leicht, die Missstände in der Gesellschaft zu beklagen, aber das bringt nicht viel. Zwar ist das Gebet das wichtigste Mittel gegen das Böse, aber Gott will auch, dass wir die Ärmel hochkrempeln und aktiv werden. Andere Gruppen sind zu großen Opfern bereit, um ihren religiösen, sozialen und politischen Programmen zum Durchbruch zu verhelfen. Auch wir müssen dazu bereit sein. Wie seine Apostel, so sendet Christus auch uns aus, die Welt zu evangelisieren. Wie einst zu ihnen, sagt er auch zu uns „Habt Mut. Ich habe die Welt besiegt” (Joh 16,33).
Gespräch mit Christus: Herr Jesus, eines Tages wirst du mich wie in dem Gleichnis von den Talenten fragen, was ich aus all dem gemacht habe, was ich erhalten habe. Hilf mir, ganz darin aufzugehen, deinen Willen zu tun. Wenn ich es nur halbherzig tue, betrüge ich dich, die Mitmenschen und mich selbst. Ich weiß, dass ich schwach bin und noch einen langen Weg vor mir habe. Mit deiner Hilfe werde ich aber alle Schwierigkeiten auf diesem Weg überwinden.
Vorsatz: Ich werde eine praktische Lösung für ein Problem suchen, über das ich zu jammern neige.