Donnerstag,
31. Juli 2008
Das Reich Christi aufbauen: eine eschatologische Perspektive
Donnerstag der siebzehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Ignatius von Loyola, Gedenktag
P. Walter Schu LC
Mt 13,47-53
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Weiter ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das man ins Meer warf,
um Fische aller Art zu fangen. Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzten sich, lasen die
guten Fische aus und legten sie in Körbe, die schlechten aber warfen sie weg. So wird es auch am Ende der
Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen von den Gerechten trennen und in den Ofen werfen, in dem
das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen.
Habt ihr das alles verstanden? Sie antworteten: Ja. Da sagte er zu ihnen: Jeder Schriftgelehrte also, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt. Als Jesus diese Gleichnisse beendet hatte, zog er weiter.
Einführendes Gebet: Herr, es passiert mir leicht, dass ich die „letzten Dinge” aus den Augen verliere und mit den „Alltagsgeschäften” beschäftigt bin. Hilf mir in dieser Zeit mit dir, dass ich ständig dein letztes Gericht während der Ereignisse des heutigen Tages vor Augen habe.
Bitte: Maria, hilf mir, ein Werkzeug des neuen Pfingsten zu sein, zu dem Papst Benedikt für die Kirche in Amerika aufgerufen hat.
1. Die Gleichnisse Christi: eine eschatologische Perspektive. Wieviele Gleichnisse vom Reich Gottes gibt es! Sicherlich geht es hier um mehr als die einfache Pädagogik, der sich Jesus bedient. Die Wahrheit ist, dass in den Augen Christi alle Wirklichkeiten menschlichen Lebens etwas über das Himmelreich sagen, über seine Mission, über das ewige Leben, das er allen Menschen schenken will, und über das Drama der Annahme oder Ablehnung dieses Lebens. Die eschatologische Perspektive, die Wirklichkeit der letzten Dinge ‐ Gericht, Hölle und Himmel ‐ können stets hinter Christi Worten gefunden werden. Während seines Besuchs in den USA im April 2008 sprach Papst Benedikt zu den Bischöfen über die Gefahr, das Bewusstsein der letzten Wirklichkeiten des Lebens zu verlieren: „Wir müssen das nahezu völlige Verschwinden des Sinns für das Eschatologische in vielen unserer traditionsgemäß christlichen Gesellschaften mit Sorge zur Kenntnis nehmen” (Ansprache, National Shrine of the Immaculate Conception, Washington, D.C., 16. April 2008).
2. Das Gute und das Böse: Skandal in der Kirche. Als Christus das Gleichnis vom Fischernetz erklärt, spricht er eindeutig vom letzten Gericht. Er betont auf unmissverständliche Weise „das brennende Feuer”der Hölle, „dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen.” Warum tut er das? Will er, dass wir von Furcht überwältigt sind? Christus erkennt, dass wir, während die Tage und Jahre vergehen und das Gute und das Böse nebeneinander sprießen, eine stete Erinnerung daran brauchen, dass das Schicksal der Guten und der Bösen nicht dasselbe sein wird. Gleichfalls hatte Papst Benedikt während seines Besuchs keine Angst, den Missbrauchsskandal direkt anzusprechen. Sein privates Treffen mit Opfern und deren Familien half, vieles zu heilen. Wenn wir der Realität des Bösen, das neben dem Guten existiert, auch unter Mitgliedern der Kirche, gegenüberstehen, wollen wir Christus um Hilfe bitten, unser Augenmerk nicht so sehr darauf zu legen, wer einen Skandal verursacht, sondern darauf, was wir selbst tun können, um die Kirche und das Reich Christi aufzubauen und so als würdig für das ewige Leben erachtet zu werden.
3. Von den „Letzten Dingen” zu den aktuellen Dingen. Je bewusster wir uns der „Letzten Dinge” sind, desto eifriger werden wir die aktuellen Dinge formen helfen. Mit Gottes Gericht immer vor Augen werden wir kraftvoll danach streben, sein Reich aufzubauen, nicht nur in unserem eigenen Leben, sondern auch inmitten der Gesellschaft. Papst Benedikt sprach zu den amerikanischen Bischöfen über diese verändernde Wirklichkeit: „Glaube und Hoffnung sind Inspiration und Grundlage unserer Bemühungen der Vorbereitung auf das Kommen des Reiches Gottes. Im Christentum gibt es keinen Platz für eine lediglich private Religion: Christus ist der Erlöser der Welt und wir können ‐ als Glieder seines Leibes, die seiner prophetischen, priesterlichen und königlichen munera teilhaftig werden ‐ unsere Liebe zu ihm nicht von der Aufgabe trennen, die Kirche aufzubauen und sein Reich auszubreiten. Je mehr die Religion zu einer rein privaten Angelegenheit wird, desto mehr verliert sie ihre Seele.” (Ansprache, National Shrine of the Immaculate Conception, Washington, D.C., 16. April 2008).
Gespräch mit Christus: Danke, Herr, dass du mir eine Rolle in deiner Sendung, dein Reich in der Gesellschaft zu erbauen und Seelen zu retten, gegeben hast. Hilf mir, mutig zu sein und ein wahrer Missionar für deine Sache zu sein.
Vorsatz: Ich werde offen für die Eingebungen des Heiligen Geistes sein, jemanden heute näher zu Christus zu führen, und dadurch meinen Teil beitragen, um den neuen Frühling für das Christentum Wirklichkeit werden zu lassen.