Montag,
28. Juli 2008
Das Reich Christi: ein neues Pfingsten
Montag der siebzehnten Woche im Jahreskreis
P. Walter Schu LC
Mt 13,31-35
Jesus erzählte der Menge ein weiteres Gleichnis und sagte: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem
Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker säte. Es ist das kleinste von allen Samenkörnern; sobald es aber
hochgewachsen ist, ist es größer als die anderen Gewächse und wird zu einem Baum, sodass die Vögel des
Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten.
Und er erzählte ihnen noch ein Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit dem Sauerteig, den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte, bis das Ganze durchsäuert war.
Dies alles sagte Jesus der Menschenmenge durch Gleichnisse; er redete nur in Gleichnissen zu ihnen. Damit sollte sich erfüllen, was durch den Propheten gesagt worden ist: Ich öffne meinen Mund und rede in Gleichnissen, ich verkünde, was seit der Schöpfung verborgen war.
Einführendes Gebet: Herr, ich komme voller Erwartung in dieser Gebetszeit zu dir, genau wie die Menge, die sich im Evangelium um dich gesammelt hat. Erleuchte mich mit deinem Wort, und stärke mich mit deiner Gegenwart.
Bitte: Maria, hilf mir, ein Werkzeug des neuen Pfingsten zu sein, zu dem Papst Benedikt für die Kirche in Amerika aufgerufen hat.
1. Das Reich Christi: ein neues Pfingsten. Die Menschen versammeln sich voller Erwartung um Jesus. Es ist jemand unter ihnen, der spricht, wie niemand jemals zuvor gesprochen hat. Christus macht in der knisternden Stille eine Pause. Er ist sich der Sehnsucht des Volkes genau bewusst, ihres Verlangens nach einer transzendenten Wirklichkeit, die ihr Leben für immer verändern kann. Er beginnt seine Predigt mit dem, was den Menschen am meisten am Herzen liegt und wofür die Herzen der Menschen geschaffen wurde: das Himmelreich. Eine ähnliche Szene knisternder Erwartung war in der St.-Patricks-Kathedrale in New York am 19. April zu spüren, als Papst Benedikt XVI. seine Predigt zu den Priestern und Gläubigen begann, die sich zur heiligen Messe versammelt hatten. Der Stellvertreter Christi rief zu nichts anderem als einem neuen Pfingsten auf: „Wir wollen von Gott die Gnade eines neuen Pfingsten für die Kirche in Amerika erbitten. Mögen Zungen wie von Feuer, die die glühende Gottes- und Nächstenliebe mit dem Eifer um die Verbreitung des Reiches Christi verbinden, auf alle Anwesenden herabkommen!”
2. Das Herz eines neuen Pfingsten: Gottes Liebe erfahren. Wie können wir auf diesen Aufruf von Papst Benedikt antworten und uns für die Feuerzungen des Heiligen Geistes öffnen? Vielleicht ist das neue Pfingsten noch ein winziges Senfkorn, aber wir sind gerufen, mitzuarbeiten, damit es wächst und zur größten Pflanze heranwächst. So wie die Sonne die Pflanze wachsen lässt und der Sauerteig den Teig aufgehen lässt, kommt der innere Antrieb des neuen Pfingsten von unserer eigenen persönlichen Erfahrung der Liebe Gottes. Wenn wir die Freude unserer Glaubenserfahrung an die Menschen um uns herum weitergeben, werden falsche Vorstellungen von der Kirche vertrieben, und die Menschen werden für die verändernde Kraft des Heiligen Geistes, der in und durch die Kirche wirkt, geöffnet. Papst Benedikt XVI. fordert uns auf: „In einer Gesellschaft, in der die Kirche vielen Menschen legalistisch und institutionell erscheint, ist es unsere dringendste Herausforderung, die Freude zu vermitteln, die aus dem Glauben und der Erfahrung der Liebe Gottes erwächst. „Herr, mein Gott”, singt der Psalmist, „sendest du deinen Geist aus, so werden sie alle erschaffen, und du erneuerst das Antlitz der Erde” (Ps 104,30). Diese Worte stellen uns den Beginn der Schöpfung vor Augen, als der Geist Gottes über dem Wasser schwebte (vgl. Gen 1,2), und sie geben einen Ausblick auf die neue Schöpfung, an Pfingsten, als der Heilige Geist auf die Apostel herabkam und die Kirche als Erstlingsfrucht einer erlösten Menschheit gründete (vgl. Joh 20,22-23). Diese Worte ermahnen uns, immer tiefer an Gottes unendliche Kraft zu glauben, jede menschliche Situation zu verwandeln, Leben aus dem Tod zu schaffen und auch die dunkelste Nacht zu erhellen. Und sie lassen uns an noch ein anderes wunderbares Wort des hl. Irenäus denken: „Wo die Kirche ist, dort ist der Geist Gottes; wo der Geist Gottes ist, dort ist die Kirche und alle Gnade” (Adv. Haer. III, 24,1).
3. Der Heilige Geist: Sauerteig, der verwandelt. Wie können wir das Wirken des Sauerteigs im Mehl beschreiben? Auf der einen Seite wirkt es versteckt und still, aber auf der anderen könnte es fast als gewalttätig beschrieben werden ‐ es verwandelt eine kleine, träge Masse in eine brodelnde und wachsende Wirklichkeit. Dasselbe kann vom Wirken des Heiligen Geistes gesagt werden, welcher der Sauerteig ist, der verwandelt und ein neues Pfingsten bringt. Genau inmitten der Kirche erreicht der Heilige Geist diese bewundernswerte Verwandlung. Papst Benedikt versichert uns: „Nur von innen her, aus der Erfahrung des Glaubens und des kirchlichen Lebens heraus, sehen wir die Kirche so, wie sie wirklich ist: von Gnade durchflutet, von glanzvoller Schönheit, geschmückt mit den mannigfaltigen Gaben des Heiligen Geistes. Daher sind wir, die wir ein Leben der Gnade in der Gemeinschaft der Kirche führen, dazu berufen, alle Menschen in dieses Geheimnis des Lichts hineinzuziehen” (Predigt, St.-Patricks-Kathedrale, New York City, 19. April 2008). Was wird die Frucht sein, wenn wir großzügig und selbstlos mit dem Heiligen Geist mitarbeiten? Unser Heiliger Vater zaudert nicht, uns zu versichern: „Auf diese Weise wird die Kirche in Amerika einen neuen Frühling im Geist erleben und den Weg weisen zu jener anderen, größeren Stadt, dem neuen Jerusalem, deren Leuchte das Lamm ist (Offb 21,23)” (ebenda).
Gespräch mit Christus: Herr, ich möchte ein Werkzeug sein, um einen neuen Frühling in der Kirche zu schaffen. Hilf mir, mutig auf das Licht und die Impulse des Heiligen Geistes zu antworten.
Vorsatz: Ich werde heute offen für die Eingebungen des Heiligen Geistes sein, wenn es darum geht, jemanden näher zu Christus zu bringen, und so meinen Teil dazu beitragen, dass der neue Frühling im Heiligen Geist Wirklichkeit werden kann.