Sonntag,
6. Juli 2008
Überirdische Weisheit
Vierzehnter Sonntag im Jahreskreis
P. Edward McIlmail LC
Mt 11,25-30
In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den
Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist
von meinem Vater alles übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater,
nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.
Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht.
Einführendes Gebet: Herr, ich danke dir, dass ich jetzt wieder Zeit mit dir verbringen kann. Ich glaube an dich und an deine Liebe zu mir und ich freue mich auf den Tag, an dem wir uns im Himmel umarmen werden. Bis dahin möchte ich meine Liebe zu dir in Wort und Tat zeigen.
Bitte: Jesus schenke mir ein demütiges und bescheidenes Herz wie das deine.
1. Die Sache mit der Klugheit. Jesus dankt seinem himmlischen Vater, dass er göttliche Wahrheiten „den Weisen und Klugen” verborgen und den Unmündigen offenbart hat. Wenn wir die Wege Gottes verstehen wollen, brauchen wir ein einfaches, reines Herz. Was wir für „intelligent” halten, ist vielleicht manchmal nur die Gabe, Dinge, Ideen oder auch Menschen für die eigenen Zwecke zu manipulieren. Wer z.B. gut darin ist, Geld zu machen und damit umzugehen, kann trotzdem als amer Verwalter enden, weil er es für die falschen Dinge ausgibt. Daneben gibt es auch die hochmütige Intelligenz, der es an gesundem Menschenverstand zu fehlen scheint. Und manche Ideen sind wirklich so verrückt, dass nur ein Intellektueller daran glauben kann. Dem Gegenteil begegnen wir bei Kindern. Einfältig und vertrauensvoll wie sie sind, können sie das Göttliche leichter annehmen. Vertrauen in Gott erfordert Vertrauen in seine Liebe und Barmherzigkeit. Es erfordert auch das tiefe Verständnis dafür, wie klein wir sind und wie groß er ist. Bin ich mir dessen bewusst, wenn ich mich an ihn wende? Kann ich meine Denkweise lange genug aussetzen, um die Dinge aus der Perspektive Gottes zu sehen?
2. Wie der Vater so der Sohn. Jesus allein kannte Gott den Vater wirklich. Teil seiner Mission war es, seinen Abba zu offenbaren. Nicht jeder verstand das. Sogar dem Apostel Philippus entging dieser Teil der Botschaft Christi. „Jesus antwortete ihm: Schon so lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater?” (Joh 14,9). Das Bewusstsein, dass Jesus das Abbild seines Vaters ist, kann uns das Beten erleichtern; es verleiht dem Vater sozusagen ein menschliches Gesicht. Wir beten doch problemlos zu Maria, der Mutter Jesu. Warum nicht auch zu seinem Vater?
3. Vorbildliche Demut. Es ist bezeichnend, dass Jesus auf seine Demut und Bescheidenheit hinweist, wenn er sich als Vorbild für uns hinstellt. Nicht seine Wunder oder sein Talent für einprägsame Worte, auch nicht seine Verehrung für seine Mutter rückt er in den Vordergrund. Nein, seine Demut und Bescheidenheit betont er. Jesus zeigt diese Eigenschaften schon von Geburt an. „Gott ist so mächtig”, sagte Papst Benedikt XVI. in seiner Mitternachtspredigt an Weihnachten 2005, „dass er sich selbst verwundbar machen und zu uns kommen kann als wehrloses Kind, damit wir ihn lieben können.” Jesus fordert auch uns auf, uns verwundbar zu machen, unser Herz für andere zu öffnen, selbst auf die Gefahr hin, abgewiesen zu werden. Wenn wir ein solches Risiko eingehen, verstehen wir besser, was Christus für uns getan hat. Will Jesus, dass ich jemandem gegenüber demütiger bin?
Gespräch mit Christus: Herr, du weißt, wie schwer es mir fällt, demütig zu sein. Ich muss dafür meine Sicht der Dinge aufgeben, meinen Wunsch nach Anerkennung und meinen Wunsch, alles unter Kontrolle zu haben. Lehre mich so bescheiden zu werden wie du. Dir nachzufolgen bedeutet die Demut als Tugend zu erstreben. Gib mir die Kraft dies zu akzeptieren.
Vorsatz: Ich will heute anderen das letzte Wort im Gespräch überlassen.