Samstag,
8. März 2008
Gemischte Reaktionen
Samstag der vierten Woche in der Fastenzeit
P. Steven Reilly LC
Joh 7,40-53
Einige aus dem Volk sagten, als sie diese Worte hörten: Er ist wahrhaftig der Prophet. Andere sagten: Er ist
der Messias. Wieder andere sagten: Kommt denn der Messias aus Galiläa? Sagt nicht die Schrift: Der Messias
kommt aus dem Geschlecht Davids und aus dem Dorf Betlehem, wo David lebte? So entstand seinetwegen eine
Spaltung in der Menge. Einige von ihnen wollten ihn festnehmen; aber keiner wagte ihn anzufassen. Als die
Gerichtsdiener zu den Hohenpriestern und den Pharisäern zurückkamen, fragten diese: Warum habt ihr ihn nicht
hergebracht? Die Gerichtsdiener antworteten: Noch nie hat ein Mensch so gesprochen. Da entgegneten ihnen die
Pharisäer: Habt auch ihr euch in die Irre führen lassen? Ist etwa einer vom Hohen Rat oder von den
Pharisäern zum Glauben an ihn gekommen? Dieses Volk jedoch, das vom Gesetz nichts versteht, verflucht ist
es. Nikodemus aber, einer aus ihren eigenen Reihen, der früher einmal Jesus aufgesucht hatte, sagte zu
ihnen: Verurteilt etwa unser Gesetz einen Menschen, bevor man ihn verhört und festgestellt hat, was er tut?
Sie erwiderten ihm: Bist du vielleicht auch aus Galiläa? Lies doch nach: Der Prophet kommt nicht aus
Galiläa. Dann gingen alle nach Hause.
Einführendes Gebet: Komm, Heiliger Geist! Entzünde mein Herz mit dem Feuer deiner Liebe. Hilf mir, auf deine Stimme während dieser Meditation zu hören und gib mir die Kraft, treu zu sein, wenn es schwer wird.
Bitte: Herr, gib mir Mut, wenn mein Leben nach dem Glauben von Menschenfurcht bedroht ist.
1. Gemischte Reaktionen. Im Evangelium von Johannes kommt ganz klar zum Ausdruck, wer Jesus ist: „Und das Wort war Gott” (Joh 1,1). Aber kein anderer Evangelist dokumentiert auch besser, mit welchen gemischten Reaktionen Jesus konfrontiert war. Das heutige Evangelium ist dafür ein typisches Beispiel: Für einige aus der Menge ist Jesus der Prophet, oder besser der Christus; für andere kann das nicht sein, weil er (scheinbar) die erwarteten messianischen Ankündigungen nicht erfüllt. Wenn wir diesen Text lesen, hätten wir gern, dass es anders gelaufen wäre. Wäre es nicht großartig gewesen, wenn die Menge Jesus auf ihre Schultern genommen hätte, und die Würdenträger und Pharisäer von ganzem Herzen in die Hosannarufe des Volkes mit eingestimmt hätten. Es gibt aber auch etwas Positives an gemischten Reaktionen. Wie damals so hat Jesus auch heute Menschen, die ihm nachfolgen, und welche, die seine Gegner sind. Das bedeutet, dass wir eine persönliche Entscheidung treffen müssen. Und das ist gut so. Seelen, die schlicht nur mit der Menge laufen, können schnell in die verkehrte Richtung laufen, wenn die Menge es so will. Das können wir besonders am Palmsonntag erfahren.
2. So hat noch niemand gesprochen. Die Wächter, die ohne ihn zurückkommen, zeigen die Macht der menschlichen Person Jesu auf. Seine Redegewandtheit bewegte die Herzen ‐ „Noch nie hat ein Mensch so gesprochen” ‐ und das, weil seine Worte durch die Aufrichtigkeit und Reinheit seines Lebens bestätigt wurden. Und daher kann die Botschaft Jesu, wenn für sie eine Offenheit vorhanden ist, selbst in Herzen eindringen, welche zuvor voller Vorurteile und festgefasster Meinungen waren. Das sollte uns mit Hoffnung erfüllen und uns helfen, weiter für die Verbreitung der Botschaft Jesu zu arbeiten.
3. Nikodemus, hättest du es nicht besser machen können? In diesem Kessel gemischter Reaktionen kommt noch eine andere Antwort an die Oberfläche: die von Nikodemus, der einmal Jesus in der Nacht besucht hatte (Joh 3). Er ist ein Beispiel für einen Menschen, der weiß, was er eigentlich tun müsste, der aber über die Menschenfurcht stolpert. Das Beste, was ihm in diesem kritischen Moment einfällt, ist die bloße Bitte um einen gerechten Prozess. Aber es war zumindest ein Anfang. Der vorsichtige Nikodemus wird sich später öffentlich auf Jesu Seite stellen, als er Josef von Arimatäa bei dessen Begräbnis hilft. Das gibt dem Rest von uns Hinhaltetaktikern Hoffnung. Die Gnade Gottes hört niemals auf zu wirken Besser spät als gar nicht!
Gespräch mit Christus: Herr Jesus, du warst mit vielen gemischten Reaktionen konfrontiert. Hilf mir, beständig zu bleiben, wenn ich feststelle, dass mein Bemühen, das Evangelium zu leben, Gegnerschaft hervorruft.
Vorsatz: Wenn ich in eine Situation gerate, in der ich aus Furcht vor negativen Reaktionen zurückhaltend bin, dann will ich mein Herz zum Herrn erheben und ihn um den Mut bitten, das zu tun oder zu sagen, was ihm am besten gefällt.