Tägliche Meditationen
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Mittwoch,
5. März 2008

Die Toten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören

Mittwoch der vierten Woche in der Fastenzeit

P. Steven Reilly LC

Joh 5,17-30
Jesus aber entgegnete den Juden: Mein Vater ist noch immer am Werk und auch ich bin am Werk. Darum waren die Juden noch mehr darauf aus, ihn zu töten, weil er nicht nur den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen Vater nannte und sich damit Gott gleichstellte.

Jesus aber sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, wenn er den Vater etwas tun sieht. Was nämlich der Vater tut, das tut in gleicher Weise der Sohn. Denn der Vater liebt den Sohn und zeigt ihm alles, was er tut, und noch größere Werke wird er ihm zeigen, sodass ihr staunen werdet. Denn wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, wen er will. Auch richtet der Vater niemand, sondern er hat das Gericht ganz dem Sohn übertragen, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht, der ihn gesandt hat. Amen, amen, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben; er kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen. Amen, amen, ich sage euch: Die Stunde kommt und sie ist schon da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden; und alle, die sie hören, werden leben. Denn wie der Vater das Leben in sich hat, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben in sich zu haben. Und er hat ihm Vollmacht gegeben, Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. Wundert euch nicht darüber! Die Stunde kommt, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und herauskommen werden: Die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben, zum Gericht. Von mir selbst aus kann ich nichts tun; ich richte, wie ich es (vom Vater) höre, und mein Gericht ist gerecht, weil es mir nicht um meinen Willen geht, sondern um den Willen dessen, der mich gesandt hat.

Einführendes Gebet:   Himmlischer Vater, ich danke dir für die Möglichkeit, dich loben und anbeten zu können. Nimm mein Gebet an! Es soll zu deiner Ehre sein und mir helfen, deine Gnade zu erlangen.

Bitte:  Herr, hilf mir, immer so zu handeln, dass ich meine Erwählung zum ewigen Leben nicht verliere.

1. Der Christus von Michelangelo. Jesus hat diese Worte, die das Thema der heutigen Betrachtung sind, nach der umstrittenen Heilung am Teich von Betesda an einem Sabbat zu den Juden gesprochen. Die Juden begriffen sofort, was er damit meinte: Jesus offenbarte sich ihnen als der Sohn, als derjenige, dem der Vater die Vollmacht übergeben hat, Gericht zu halten. Ihr Blick zeigte, dass sie daran Anstoß nahmen: „Wundert euch nicht darüber! Die Stunde kommt, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und herauskommen werden: Die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben, zum Gericht.” Diesem entscheidenden Moment der Heilsgeschichte begegnet der Besucher der Sixtinischen Kapelle. Michelangelos Meisterwerk „Das letzte Gericht” wird von der Gestalt Christi beherrscht, der in Macht und Herrlichkeit kommt und dessen gewaltige Kraft die Auferstehung der Toten bewirkt. Wir treten nun bald ein in die Karwoche, in der wir in das Leiden Christi eintauchen. Dabei ist es wichtig, dass wir, wenn wir nun die heutigen Worte Christi betrachten, die so machtvoll von Michelangelo zu Bild gebracht worden sind, daran denken, dass der leidende Jesus der Christus ist, der in Macht wiederkommen wird.

2. Zorn oder Willkommen? In Michelangelos Bild sieht Christus machtvoll aus. Er ist die Kraftquelle, die die Auferstehung der Geretteten wie auch der Verdammten bewirkt. Ist das der Christus, der in Herrlichkeit kommt, erfüllt mit Zorn? Er sieht eher mitfühlend aus, nicht zornig. Drückt die Geste seiner erhobenen Hand ein Willkommen aus oder eher eine schroffe Abweisung? Wenn man auf die Anzahl der Geretteten schaut, scheint sie eher ein Willkommen auszudrücken: Die Verdammten machen insgesamt nur ein Sechstel des Bildes aus und werden somit bei weitem von der Zahl der Geretteten übertroffen. Das ist aber keine göttliche Offenbarung, sondern nur die Darstellung Michelangelos. Wir kennen nicht das genaue Verhältnis. Letztlich hängt der Zorn oder das Willkommen von der menschlichen Entscheidung ab, welche durch den göttlichen Richter bestätigt wird. Michelangelo bringt das zum Ausdruck, indem er eine verdammte Seele darstellt, die von zwei Dämonen in die Hölle geführt wird. Der Gesichtsausdruck dieses Mannes spricht über dessen Verurteilung als Folge seiner eigenen Entscheidung Bände. Die Hälfte seines Gesichtes in seiner Hand vergraben, rufen der bebende Mund und der schulderfüllte Blick dem Betrachter eine einzige Botschaft entgegen: „Ich habe keine Entschuldigung. Ich habe mein Schicksal selbst gewählt.”

3. Sanfte, unwiderstehliche Macht. Die unzählbare Zahl der Geretteten zeugt von der Macht des göttlichen Erbarmens. Die Freude der Geretteten ist förmlich greifbar. Ein Engel zieht an einer Kette zwei Seelen, die sich zusammen daran festhalten. Ist das überhaupt eine Kette? Wenn man genauer hinschaut, sieht man, dass es keine gewöhnliche Kette ist, sondern eine Kette der Hoffnung, der Rosenkranz. Ein anderer Engel bückt sich von einer Wolke aus, um einen der Auferstandenen hochzuziehen, dessen großer und plumper Körper wie eine schwere Last aussieht. Jedoch greift die Hand des Engels mühelos zu, ohne den Zeigefinger zu benutzen. Im Strom der göttlichen Gnade wird das Heil den Geretteten in sanfter und unwiderstehlicher Macht zuteil. Der Heilige Vater erinnert uns in Spe Salvi daran: „Das Bild des Letzten Gerichts ist zuallererst nicht ein Schreckensbild, sondern Bild der Hoffnung, für uns vielleicht sogar das entscheidende Hoffnungsbild. Aber ist es nicht doch auch ein Bild der Furcht? Ich würde sagen: ein Bild der Verantwortung. Ein Bild daher für jene Furcht, von der der heilige Hilarius sagt, dass all unsere Furcht in der Liebe ihren Ort hat. Gott ist Gerechtigkeit und schafft Gerechtigkeit. Das ist unser Trost und unsere Hoffnung. Aber in seiner Gerechtigkeit ist zugleich Gnade. Das wissen wir durch den Blick auf den gekreuzigten und auferstandenen Christus” (Nr. 44).

Gespräch mit Christus:  Herr, ich habe betrachtet, wie du die Toten aus ihren Gräbern rufst. Schenk mir dein Erbarmen! Leite meine Entscheidungen, damit ich dein Willkommen und nicht deinen Zorn erfahre!

Vorsatz:   Ich will heute ein besonderes Opfer für die Rettung der Seelen bringen.

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