Freitag,
15. Februar 2008
Christsein heißt, über das Gewohnte hinauszugehen
Freitag der ersten Woche in der Fastenzeit
P. José LaBoy LC
Mt 5,20-26
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die
der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein. Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe. Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist. Sonst wird dich dein Gegner vor den Richter bringen und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben und du wirst ins Gefängnis geworfen. Amen, das sage ich dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast.
Einführendes Gebet: Ich glaube an dich, Herr, weil deine Lehre keine bloß menschliche Lehre ist. Ich glaube an dich, weil du das, was du gepredigt hast, selbst gelebt hast. Ich hoffe auf dich, weil du, auch wenn es mir oft schwer fällt, deine Lehre und dein Beispiel in die Tat umzusetzen, mir die Kraft gibst, die ich nicht in mir selbst finden kann. Ich liebe dich, weil du mir, auch wenn ich dich oft beleidigt habe, immer wieder vergibst, mir aufhilfst, wenn ich gefallen bin und mir eine neue Chance gibst.
Bitte: Herr, schenke mir die Gnade, denen vergeben zu können, die mich verletzt haben.
1. Besser als die Pharisäer. Das Christsein geht über das Gewohnte hinaus: über das, was sonst von einem erwartet wird, über das, was als normal angesehen wird. Die Pharisäer waren die Vorzeigemodelle des jüdischen Glaubens, und doch lädt Jesus seine Zuhörer ein, besser als sie zu sein. Das bedeutet, dass Glaube mehr ist als die Erfüllung von Formalitäten. Was nützt es, eine religiöse Vorschrift treu zu erfüllen, wenn die wahre Liebe dabei fehlt? Wenn wir unseren Glauben leben, ohne in der wahren Liebe zu wachsen, leben wir ihn überhaupt nicht. Wirklich gerecht sind nur jene, die alles so tun, wie Gott es gefällt. Der Psalm 73 beginnt mit dem Ausruf: „Lauter Güte ist Gott für die Gerechten, für alle Menschen mit reinem Herzen!”
2. Wütend werden. Man kann schnell wütend werden, weil die Wut ein Gefühl ist, das aufsteigt, wenn wir mit etwas Bösem konfrontiert werden, das wir nur schwer besiegen können. Wenn wir also meinen, dass jemand uns schaden will, lassen wir uns schnell von der Wut leiten. Es gibt aber da ein Problem: Wir werden über Dinge wütend, die nicht in sich selbst ein Übel sind, sondern die nur für uns ein Übel sind. Wenn wir die Stille suchen, macht uns jeder Lärm wütend. Wenn wir hungrig sind, werden wir über einen leeren Kühlschrank wütend. Jesus geht sogar so weit und lehrt, dass derjenige, der mit einem Menschen wütend ist, genauso böse ist, wie derjenige, der einen Menschen tötet. Das kommt daher, dass unsere Neigung zur Wut ihre Wurzel in unserer Ichbezogenheit hat, und wenn wir über jemanden wütend sind, behandeln wir ihn in einer Weise, die seine Würde leugnet.
3. Versöhnung. Hass bewirkt wieder Hass. Wut verursacht eine wütende Antwort. Gewalt bringt wieder Gewalt hervor. Um diesen negativen Kreislauf zu durchbrechen, müssen wir das Gegenteil tun. Wenn wir gehasst werden, müssen wir lieben. Wenn wir provoziert werden, müssen wir geduldig bleiben. Wenn wir verletzt werden, müssen wir vergeben. Wenn uns jemand etwas Böses zufügt, müssen wir ihm etwas Gutes tun oder ihn segnen. Viele Konflikte in unserer Gesellschaft und in der Welt kommen daher, dass die Menschen nicht immer wissen, wie sie sich versöhnen können. Um Vergebung bitten oder vergeben wird häufig als Schwäche gesehen. Es ist überhaupt keine Schwäche! Vergebung ist etwas, das viel Stärke erfordert. Ist es Jesus leicht gefallen, denen zu vergeben, die ihn ans Kreuz schlugen?
Gespräch mit Christus: Lieber Jesus, lehre mich, meine natürlichen Neigungen, meine persönlichen Wünsche, meine Sorgen zu überwinden, damit ich ein wahrer Christ werden kann, der dir mit einem reinen und zerknirschten Herzen nachfolgt. Indem ich anderen vergebe will ich dir zeigen, dass ich deine Vergebung äußerst hochachte. Erfülle mich mit deiner Liebe und Kraft, damit ich mein Leben auf eine wahre christliche Weise leben kann.
Vorsatz: Ich will meine Wut beherrschen und freundlich reagieren.