Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
15. November 2007

Das Reich Gottes in unserem Innern

Donnerstag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis

P. Cliff Ermatinger LC

Lk 17,20-25
Als Jesus von den Pharisäern gefragt wurde, wann das Reich Gottes komme, antwortete er: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen könnte. Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es!, oder: Dort ist es! Denn: Das Reich Gottes ist schon mitten unter euch.

Er sagte zu den Jüngern: Es wird eine Zeit kommen, in der ihr euch danach sehnt, auch nur einen von den Tagen des Menschensohnes zu erleben; aber ihr werdet ihn nicht erleben. Und wenn man zu euch sagt: Dort ist er! Hier ist er!, so geht nicht hin und lauft nicht hinterher! Denn wie der Blitz von einem Ende des Himmels bis zum andern leuchtet, so wird der Menschensohn an seinem Tag erscheinen. Vorher aber muss er vieles erleiden und von dieser Generation verworfen werden.

Einführendes Gebet:   Mein Herr, ich liebe dich, weil du die Liebe selbst bist. Vergib alles in mir, das nicht von deiner Liebe kommt und das deine Liebe nicht ausstrahlt. Ich kann nur so werden, wie du mich haben willst, wenn ich dir erlaube, in mir zu handeln.

Bitte:  Herr Jesus Christus, gib mir Augen, um dich und dein Reich zu erkennen. Gib mir ein offenes Herz, um dein Reich empfangen zu können.

1. Eine gute Frage. Die messianische Hoffnung war zur Zeit Christi sehr verbreitet. Falsche Messiasse waren aufgetreten und wieder verschwunden. Weiß dieser Jesus, wann das Reich Gottes kommen wird? Würde er es beginnen? Und so stellen ihm die Pharisäer diese Frage. Christi Antwort war für sie wahrscheinlich eine Enttäuschung. Die Juden konnten sich für ein rein geistiges Reich nicht begeistern: Diese Art Reich kann niemandem Respekt abringen. Noch dazu schränkt Christus die Grenzen dieses Reiches auf keinen bestimmten Ort ein: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch.” Der heilige Paulus sagt uns, dass „wir nicht auf das Sichtbare starren, sondern nach dem Unsichtbaren ausblicken sollen; denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare ist ewig” (2 Kor 4,18). Paulus spricht von dem unsichtbaren Reich; er sagt, dass wir nach ihm ausblicken sollen. Er stellt den Dingen der Zeit die Dinge des unsichtbaren Reichs gegenüber und sagt, dass die Tatsache, dass die zeitlichen Dinge eben nur zeitlich sind, uns dazu bewegen muss, hinter diese Dinge zu schauen. Die Ewigkeit liegt nicht in ferner Zukunft verborgen. Sie ist hier und jetzt.

2. Göttliche Überraschung. Auch wenn das Reich Gottes jetzt vor unseren Augen verborgen ist, wird es uns zur gegebenen Zeit offenbart werden. Die Menschen meinen, dass sie die Herren der Welt seien, dass die Erde ihr Eigentum sei, und dass alles Tun und Handeln in ihrer Macht stehe. Die Welt hat aber neben ihnen andere Herren, und sie ist der Schauplatz eines Kampfes, der viel größer ist, als sie sich vorstellen können. In diesem Konflikt schockiert Gott die Menschen, indem er sich selbst dem Leiden und dem Tod unterwirft. So eine Überraschung kann das Denken an Gott auslöschen. Für die Pharisäer war schon ein verborgenes Reich eine Enttäuschung. Aber ein göttlicher König, der auch noch leiden muss?! Ja, und das Reich, von dem er spricht, umfasst gerade auch jene, die verachtet sind und seine Engel, denen sie nicht glauben ‐ und diese werden sein Reich in Besitz nehmen und es der Welt offenbaren.

3. Hinter dem Vorhang des Leidens. Die Erde kann die nicht zufrieden stellen, die Christus nachfolgen, denn selbst die größten Freuden und Vergnügungen sind nur ein Hinweis, ein Anfang, ein Versprechen von etwas viel Größerem. Sie genügen nicht. Wir wissen, dass es viel mehr gibt als wir sehen können. Eine unbegreifliche Welt der Heiligen und der Engel liegt jenseits der sichtbaren Welt. Wir sehen sozusagen nur die äußere Schale des Reiches Gottes; und auf dieses Reich müssen wir unsere Augen des Glaubens richten. Die Welt mit all ihrer Schönheit deutet auf den Himmel hin, sie kann aber niemals unsere Sehnsucht nach der Ewigkeit stillen. Die Welt ist wie die Brotkrümel, die vom Tisch gefallen sind. Wir erwarten den Tag, an dem Gott zum zweiten Mal kommen wird. Dann wird die äußere Welt vergehen, Himmel und Erde werden verbrennen. Solch einen Verlust können wir ertragen, denn wir wissen, dass nur der Schleier entfernt wird.

Gespräch mit Christus:  Herr, ich weiß, dass das Verschwinden der sichtbaren Welt die unsichtbare Welt offenbaren wird und uns die Welt zeigen wird, die wir jetzt noch nicht sehen können. Ich bete um die Auflösung des Sichtbaren und bitte dich, mir zu helfen, in meiner Sehnsucht nach deinem Reich zu wachsen.

Vorsatz:   Ich will mir heute Zeit für das stille Gebet nehmen und über die unschätzbare Gabe des Innewohnens Gottes nachdenken, über das Geheimnis, dass Gott in mir ist.

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