Sonntag,
16. September 2007
Vierundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Verloren und wiedergefunden
P. Shane Lambert LC
Lk 15,1-10
Alle Zöllner und Sünder kamen zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten
sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen. Da erzählte er ihnen ein
Gleichnis und sagte: Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die
neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden
hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern, und wenn er nach Hause kommt, ruft er seine Freunde und
Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren
war. Ich sage euch: Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der
umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren. Oder wenn eine Frau zehn
Drachmen hat und eine davon verliert, zündet sie dann nicht eine Lampe an, fegt das ganze Haus und sucht
unermüdlich, bis sie das Geldstück findet? Und wenn sie es gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und
Nachbarinnen zusammen und sagt: Freut euch mit mir; ich habe die Drachme wiedergefunden, die ich verloren
hatte. Ich sage euch: Ebenso herrscht auch bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der
umkehrt.
Einführendes Gebet: Herr Jesus, ich glaube, dass du in diese Welt gekommen bist, um uns Sünder zu erlösen. Ich hoffe auf dich und deine Macht, die meine Seele durch deine Gnade von der Sündhaftigkeit zur Heiligkeit verwandeln kann. Herr, ich liebe dich, weil du mich zuerst geliebt hast.
Bitte: Herr, befreie mich von meinen sündhaften Gewohnheiten; lehre mich die Tugend, damit ich in der Gemeinschaft mit dir und den Heiligen der Kirche bleibe.
1. „Dieser Mann gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen.” Jesus will mit uns Mahl halten. „Alle Zöllner und Sünder kamen zu Jesus, um ihn zu hören.” Mit anderen Worten, mein Herr und Erlöser schaut nicht auf meine Unwürdigkeit ‐ er will mit mir sprechen. Das zieht mich an ‐ ich kenne meine Schuld und doch fühle ich mich nicht von ihm verurteilt ‐ und darum komme ich zu ihm, um ihn zu hören. So oft suche ich nur meinen Vorteil; ich nehme gern einen Gefallen von anderen an, ja verlange ihn sogar manchmal und schaue dabei aber nicht, was die anderen oder die Allgemeinheit brauchen. Oft ist da kein großer Unterschied zwischen meinem Lebensstil und dem der Zöllner oder Sünder. Jesus ist bereit, sich zu erniedrigen und sich an meinen Tisch zu setzen; trotz der Kritik und dem Tadel setzt er sich für mich ein. Ich kann Jesus auf seinem Niveau begegnen, weil er sich auf mein Niveau erniedrigt hat, um mich zu erheben. „Das Ostergeheimnis hat zwei Seiten: Durch seinen Tod befreit uns Christus von der Sünde, durch seine Auferstehung eröffnet er uns den Zugang zu einem neuen Leben. Dieses besteht zuerst in der Rechtfertigung, die uns wieder in die Gnade Gottes versetzt, 'damit, wie Christus ... von den Toten auferweckt wurde, auch wir in einem neuen Leben wandeln'' (KKK 654).
2. „Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren war.” Für Christus ist jede Seele wertvoll. Jede Seele wurde von ihm erschaffen, nach Gottes Bild und Gleichnis. Sein Erbarmen ist in dieser Zeit überreich, und so gibt es keine Sünde, die von der unendlichen Liebe des Erlösers nicht erreicht werden kann. Christus hat sein Blut vergossen, er hat sein Leben hingegeben, ging durch den Tod hindurch, um jene Seelen zu retten, die in ihren Sünden gestorben sind, und ihnen das Leben neu zu schenken. Wir müssen nur auf die Stimme des Hirten hören, die nach uns ruft und uns dort findet, wo wir sind. Ich muss mich nur finden lassen, mich in seine Arme nehmen lassen, die Dunkelheit und Angst in mir durch die Wärme seines Lichts vertreiben lassen, wenn er mich zur Herde zurückbringen will. „Die Rechtfertigung besteht im Sieg über den durch die Sünde verursachten Tod und in der neuen Teilhabe an der Gnade” (KKK 654). Jede Sünde, die gebeichtet wird und jede Tugend, die erlangt wird, ist ein Sieg der Gnade Gottes in meiner Seele.
3. „Freut euch mit mir; ich habe die Drachme wiedergefunden, die ich verloren hatte.” In Christus ist Gemeinschaft. Kein Christ steht alleine da. Gottes Gnade in einer Seele strahlt auf andere aus. Das ist die Frucht, die Christus durch die Erlösung gebracht hat: die Seele wird mit seinem mystischen Leib vereinigt. Dadurch entsteht Freude zwischen den Gliedern von Christi Leib und ich soll diese Freude weitergeben. Und so können die anderen den Vater im Himmel preisen, wenn immer das Licht der Gnade Gottes in meinen guten Werken durchscheint (Mt 5), und auch ich soll Gott preisen, wenn immer ich seine Güte in den anderen entdecke. „Die Rechtfertigung vollzieht die Annahme zu Söhnen Gottes, denn die Menschen werden Brüder Christi. Jesus selber bezeichnet nach der Auferstehung seine Jünger als seine Brüder: Geht und berichtet es meinen Brüdern. Wir sind seine Brüder nicht durch die Natur, sondern die Annahme an Kindes statt gewinnt uns eine wahre Teilhabe am Leben des einzigen Sohnes, welches bei seiner Auferstehung in seiner ganzen Fülle offenbar wurde.” (KKK 654)
Gespräch mit Christus: Herr, ich erkenne, dass du mich nicht verurteilst, solange ich auf deine Stimme höre und ihr antworte. Bitte schenke mir weiterhin deine barmherzige Gnade, damit dein Ruf zur Heiligkeit im Leben meiner Seele den Sieg erringen wird. Lass mich dich mit den anderen lobpreisen.
Vorsatz: Heute will ich ganz bewusst eine Tugend üben, die mit einer meiner sündhaften Gewohnheiten bricht.