Donnerstag,
16. August 2007
Vergebung ist das Merkmal eines wahren Jüngers
Donnerstag der neunzehnten Woche im Jahreskreis
P. Ned Brown LC
Mt 18,21-19,1
Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich
versündigt? Siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal.
Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Dienern Rechenschaft zu verlangen. Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war. Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen. Da fiel der Diener vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen. Der Herr hatte Mitleid mit dem Diener, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld. Als nun der Diener hinausging, traf er einen anderen Diener seines Herrn, der ihm hundert Denare schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und rief: Bezahl, was du mir schuldig bist! Da fiel der andere vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt habe. Als die übrigen Diener das sahen, waren sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war. Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Diener! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich so angefleht hast. Hättest nicht auch du mit jenem, der gemeinsam mit dir in meinem Dienst steht, Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Folterknechten, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. Ebenso wird mein himmlischer Vater jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von ganzem Herzen vergibt.
Als Jesus diese Reden beendet hatte, verließ er Galiläa und zog in das Gebiet von Judäa jenseits des Jordan.
Einführendes Gebet: Herr, du fordertest, dass wir einander lieben sollen, wie du uns geliebt hast. Führe mich auf die Höhen dieser Liebe, indem ich meinen Nächsten, die mich verletzt haben, aufrichtig verzeihe. Ohne deine Gnade kann ich das nicht tun, deshalb erbitte ich von dir, was du von mir erwartest: Glaube, Vertrauen und Nächstenliebe. Führe mich, Herr, zu einer echten Versöhnung mit denen, die mich beleidigt haben.
Bitte: Herr, gewähre mir die Gnade, über eine Nächstenliebe zu verfügen, die weiß, wie ich denen zu verzeihen habe, die mich beleidigen und mir Leid zufügen. Schenke mir ein barmherziges Herz, das dem deinen nachgebildet ist.
1. Die Hand ausstrecken, um zu verzeihen Wie oft suchen wir Verständnis und Nachsicht bei denen, denen wir unrecht taten und die wir beleidigten. Jedes Mal, wenn wir das Vaterunser beten, sagen wir: „ vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern”. Heute ist der Tag, zu überprüfen und zu sehen, wie aufrichtig wir das meinen, was wir im Vaterunser sagen. Oft sind wir unfähig, anderen zu vergeben. Wir pflegen Groll und Abneigungen und reden dann unbekümmert über die Fehler und Mängel anderer. Wie können wir jemals behaupten, Christen zu sein, wenn wir nicht lernen, aufrichtig und von Herzen zu verzeihen. Verlangt nicht der Heilige Geist von mir, die Hand auszustrecken und vor allem die Versöhnung mit jedem zu suchen? Der wirkliche Maßstab für einen Christen ist seine Fähigkeit, die Hand auszustrecken und den anderen von Herzen zu verzeihen.
2. Paradigmenwechsel hin zum Mitleid Die Übung der Kontemplation zur Gewohnheit zu machen und das echte Mitleid nach dem Vorbild unseres Herrn zu üben, ist, was wir in unserem spirituellen Leben und im Umgang mit anderen häufig machen müssen. Sein Mitleid galt nicht allein dem Denken an unsere Not, sondern er nahm sie vielmehr mit der Selbsterniedrigung seiner Menschwerdung auf sich. Denke ich oftmals über das beständige Beispiel des Mitleidens unseres Herrn nach? Äußern sich mein Mitleid und meine Vergebung in Taten? Rede ich nur und kann nichts vorweisen?
3. Vergebung stellt uns vor das Kreuz Vergebung ist so schwer zu gewähren, weil sie uns zwangsläufig vor das Kreuz stellt. Wir müssen das Kreuz nicht um des Kreuzes willen lieben, sondern für den, der an das Kreuz angenagelt war und es ablehnte, von ihm herabzusteigen: Christus. Indem wir Christus am Kreuz lieben, werden unsere Kreuze erträglich; Liebe erträgt Alles. Wenn wir verzeihen, können wir sicher sein, dass unsere Liebe echt ist, und wir brauchen keine Verdammung zu fürchten. Liebe vertreibt alle Furcht.
Gespräch mit Christus: Herr, hilf mir, mich an dein Beispiel der Vergebung zu erinnern. Deine Liebe brachte dich ans Kreuz. Du bist vor seiner Widerlichkeit nicht zurückgeschreckt, sondern hast es bereitwillig angenommen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ich solche Liebe nachahmen kann. Aber durch deine gnadenvolle Gegenwart in mir weiß ich, dass ich deiner Freundschaft treu und für die Welt ein Spiegelbild deiner Liebe und Vergebung sein kann.
Vorsatz: Ich will an die denken, die mich beleidigt haben, und ihnen von Herzen vergeben; ich will für sie beim Rosenkranzgebet um die Gnaden bitten, die sie am meisten für ihr ewiges Heil benötigen.