Samstag,
17. März 2007
Barmherzigkeit, nicht Opfer
Samstag der dritten Woche der Fastenzeit
P. Shane Lambert LC
Lk 18,9-14
Einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, erzählte Jesus
dieses Beispiel: Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere
ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich
nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich
faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Der Zöllner aber
blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an
die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause
zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt,
wird erhöht werden.
Einführendes Gebet: Herr, ich glaube, dass du der Weg, die Wahrheit und das Leben bist. Nur du kannst mich rechtfertigen. Ich hoffe, dass du mir deine Barmherzigkeit zeigen wirst. Demütige mich, so dass du mich aufrichten kannst. Ich liebe dich dafür, dass du mich lehrst.
Bitte: Oh Gott, sei mir Sünder gnädig.
1. Erinnere dich, du meine Seele. Gott betreibt keine Politik. Gewalt macht nicht gerecht. Die Menschheit mit allen ihren Tugenden entstand durch Gottes Macht, nicht durch die eines Geschöpfes. Ein Stolz, wie wir ihm im heutigen Evangelium begegnet sind, kann mich gottvergessen machen und meine Beziehung zu anderen verderben. Sogar meine „Dankbarkeit” Gott gegenüber kann eine verdeckte Huldigung meiner selbst werden: „Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin .” Ich kann also von mir selbst so eingenommen sein, dass ich fest davon überzeugt bin, schon durch eigene Kraft Tugend erlangt zu haben, so dass meine Selbsthingabe Gott gefällt. Eine solche Einstellung findet sich anmaßend beim Satan wieder: „Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.” (Mt 4,9). Gott schuldet mir keinen Respekt; ich bin nur ein sündiges Geschöpf. „Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.” (Mt 4,10). Jesus treibt den Dämon des Stolzes aus mir heraus. Ich beginne, Gott zu ehren, in dem ich um Barmherzigkeit bitte. „ ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verschmähen” (Psalm 51, 19).
2. Schaue in dich hinein ‐ aus einer gewissen Entfernung. Ich muss Gott erlauben, zuerst einmal meine Seele zu erobern, bevor ich meinerseits versuche, die Welt mit meiner vermeintlichen Tugend zu erobern. Wahre Demut beginnt mit einem wirklichen Verstehen seiner selbst: „Gott, sei mir Sünder gnädig”. Durch Gottes Gnade kann ich wieder aufgerichtet werden. Niemand möchte ein Angebot meiner persönlichen Stärke entgegennehmen, besonders dann nicht, wenn er durch meine Sündhaftigkeit verletzt wurde oder meine Unvollkommenheiten erfahren hat. Was andere von mir haben wollen ist das Geschenk, das ich von Gott bekomme: Vergebung meiner Sünden. Ich kann anderen nur insoweit gerechtfertigt begegnen, wenn ich erst in mich hinein geschaut und Gott um die Gnade gebeten habe, meine Mitmenschen mit mir zu versöhnen.
3. Vertrauen auf Gott. Ich irre mich, wenn ich Vertrauen in mich selbst setze. Ich bin kein Gegenstand des Glaubens ‐ das ist Gott. Mein Vertrauen muss auf Gott gerichtet sein, der immer treu ist. Seine unendliche Barmherzigkeit muss dieses Vertrauen rechtfertigen. Ich muss Vergebung suchen, so dass ich, sobald mir vergeben wurde, Gottes Vergebung anderen weitergeben kann. Sie werden dann ihr Vertrauen auf mich setzen können, weil ich im Namen der Liebe Gottes handele. „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.” (Joh 3,17). Es gibt keine Rechtfertigung für mich, wenn ich selbstgerecht bin oder über andere urteile. Sobald ich einmal von Gott zurechtgewiesen worden bin, wird mich Geduld und Vergebung meinem Nächsten gegenüber auszeichnen und rechtfertigen.
Gespräch mit Christus: Lass mich dich finden, Herr, wenn ich deinen Tempel betrete. Komm in das Heiligtum meines Herzens und finde mich dort im Gebet. Verzeihe mir alle meine Schwächen, die menschlichen und moralischen, denn ich war schwach und für die Sünde und die Versuchung anfällig. Stelle deine Wärme in meinem Herzen wieder her. Erlaube mir, deine Gnade anderen mitzuteilen.
Vorsatz: Heute werde ich jemandem mit Nächstenliebe begegnen, eingedenk der Lehre Christi: „Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.” (Mt 9,13).