Samstag,
30. September 2006
Das Geschenk des Glaubens
Samstag der fünfundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hieronymus, Priester und Kirchenlehrer
P. Christopher Scroggin LC
Lk 9,43b-45
Alle Leute staunten über das, was Jesus tat; er aber sagte zu seinen
Jüngern: Merkt euch genau, was ich jetzt sage: Der Menschensohn wird
den Menschen ausgeliefert werden. Doch die Jünger verstanden den
Sinn seiner Worte nicht; er blieb ihnen verborgen, so dass sie ihn nicht
begriffen. Aber sie scheuten sich, Jesus zu fragen, was er damit sagen
wollte.
Einführendes Gebet: Herr, lass dein Licht auf mich scheinen, um meinen Verstand und meine Seele mit deiner tiefen Wahrheit, die zum ewigen Leben führt, zu erfüllen. Mein Glaube führt mich dazu, dich mehr zu lieben und auf deine Güte zu hoffen. Herr Jesus, ich komme wieder einmal zu dir und suche das Licht des Glaubens, um deine Absichten besser zu verstehen. Lass mich dir ganz nahe sein, damit meine Gebete dir gefallen.
Bitte: Herr Jesus, stärke meinen schwachen Glauben und führe mich auf deinen Pfaden.
1. Blinder Glaube an die Wissenschaft. Es gibt so viele alltägliche Dinge, die wir für selbstverständlich ansehen. Man könnte sagen, wir glauben blind an die Elektrizität in einem Raum, an die gewaltige Technik in einem Wolkenkratzer, um nur zwei Beispiele zu nennen. Alles kommt uns selbstverständlich vor. Wir denken nicht viel darüber nach. Wir vertrauen darauf, dass alles immer funktioniert. Wenn mein „Glaube“ über die Grenze des erfahrungsgemäßen Wissens, wie Elektrizität und Technik, hinausgeht in den Bereich des Geistigen, stoße ich auf Hindernisse für meinen Glauben.
2. Übernatürlicher Glaube. Man kann Jesu Aussage in diesem Evangelium über sein Leiden und seinen Tod nur mit einem „übernatürlichen Glauben“ verstehen. Dieser Glaube ist ein Geschenk, das wir in großer Demut von Gott erbitten müssen, damit es Licht auf unser ganzes Leben wirft. Glaube führt zu größerem Wissen als rein menschliche Kenntnisse. Im Vertrauen auf Jesus bitten wir ihn um diesen Glauben.
3. Angst, zu fragen. Die Jünger im heutigen Evangelium trauten sich nicht, Jesus eine Frage zu stellen. Nach etwas fragen, was wir nicht verstehen, ist nicht unbedingt schlecht: es ist ganz normal und zeigt eine kindliche Haltung. Christus hat immer eine Antwort auf meine Fragen – eine „verstehbare“ Antwort -, selbst wenn ich sie nicht vollkommen verstehen kann. Denn Christus möchte nicht, dass ich seine Lehre und seine Werte nur passiv annehme. Er möchte, dass ich sie frei annehme, nicht so sehr, weil ich sie vollkommen verstehe, sondern eher, weil ich Gott vertraue und ihn liebe, er, der sich mir selbst zeigt.
Gespräch mit Christus: Herr Jesus, es ist so einfach für mich, mein Leben nur von einem rein menschlichen Standpunkt aus zu betrachten. Ich habe gelernt, in meinem täglichen Leben alles rational zu erklären, so dass ich so weit bin, nichts zu glauben, was ich nicht rational verstehen kann. Gewähre mir einen wachen Glauben, damit ich alle Dinge aus deiner Sicht sehe. Mein Glaube möge meinen Weg alle Tage meines Lebens erleuchten.
Vorsatz: In meinem Gebet heute werde ich in aller Demut um das Geschenk des Glaubens an Jesus Christus bitten.