Mittwoch,
23. August 2006
Ein Reich der Barmherzigkeit
Mittwoch der zwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. Cathal Deveney LC
Mt 20,1-16
Jesus trug seinen Jüngern folgendes Gleichnis vor: Denn mit dem Himmelreich
ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen sein Haus verließ,
um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben. Er einigte sich mit den
Arbeitern auf einen Denar für den Tag und schickte sie in seinen
Weinberg. Um die dritte Stunde ging er wieder auf den Markt und sah andere
dastehen, die keine Arbeit hatten. Er sagte zu ihnen: Geht auch ihr in
meinen Weinberg! Ich werde euch geben, was recht ist. Und sie gingen.
Um die sechste und um die neunte Stunde ging der Gutsherr wieder auf den
Markt und machte es ebenso. Als er um die elfte Stunde noch einmal hinging,
traf er wieder einige, die dort herumstanden. Er sagte zu ihnen: Was steht
ihr hier den ganzen Tag untätig herum? Sie antworteten: Niemand hat
uns angeworben. Da sagte er zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg!
Als es nun Abend geworden war, sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem
Verwalter: Ruf die Arbeiter, und zahl ihnen den Lohn aus, angefangen bei
den letzten, bis hin zu den ersten. Da kamen die Männer, die er um
die elfte Stunde angeworben hatte, und jeder erhielt einen Denar. Als
dann die ersten an der Reihe waren, glaubten sie, mehr zu bekommen. Aber
auch sie erhielten nur einen Denar. Da begannen sie, über den Gutsherrn
zu murren, und sagten: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet,
und du hast sie uns gleichgestellt; wir aber haben den ganzen Tag über
die Last der Arbeit und die Hitze ertragen. Da erwiderte er einem von
ihnen: Mein Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du nicht einen Denar
mit mir vereinbart? Nimm dein Geld und geh! Ich will dem letzten ebensoviel
geben wie dir. Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich
will? Oder bis du neidisch, weil ich (zu anderen) gütig bin? So werden
die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten.
Einführendes Gebet: Jeder Augenblick, den ich im Gebet mit dir verbringe, Herr, ist ein großer Segen, den ich nicht verdiene. Aus Liebe hast du selbst mir, einem armseligen Geschöpf, einen Zugang zu dir geschaffen. Du bist gerecht und barmherzig. Ich glaube an dich, ich vertraue auf dich, ich hoffe auf dich und ich liebe dich. Halte mich fest bei dir, damit ich für immer im Himmel mit dir vereint sein darf.
Bitte: Herr, gewähre mir die Gnade, ganz und gar auf die Liebe Christi zu mir zu vertrauen.
1. Reich der Barmherzigkeit. Unser Herr beginnt das Gleichnis, indem er uns sagt, dass er vom Himmelreich spricht. Er ist der König, und er sagt uns, womit sein Himmelreich vergleichbar ist. Es entspricht nicht den irdischen Königreichen und auch nicht dem, was die Menschen dafür halten. In gewisser Hinsicht sympathisieren wir nämlich mit den Arbeitern, die, obwohl sie die meiste Arbeit hatten, nur soviel bekamen wie die, die nur eine Stunde gearbeitet hatten. Das scheint unfair zu sein. Auch rechtens scheint es nicht zu sein. Christus rechtfertigt das Handeln des Gutsherrn, indem er dessen Güte herausstellt: er gibt mehr, als der Arbeiter verdient.
2. Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Unser Herr macht es hinreichend klar, dass Gott gerecht und barmherzig ist. Gott schuldet seinen Geschöpfen nichts. Wenn wir sagen, er ist gerecht, dann meinen wir, dass er alles richtig ordnet und jedem gibt, was er in seinem Leben zur Erfüllung des Willens Gottes braucht. Seine Barmherzigkeit ist die Perfektion seiner Gerechtigkeit. Ein Mensch, dem es nicht gelingt, Gottes Willen zu erfüllen, ist leer und seine Zukunft wird trostlos sein, es sei denn, er macht sich den Willen Gottes zu eigen. In seiner Barmherzigkeit sandte uns der Vater seinen Sohn, um uns zu suchen und uns aus unserer Sündhaftigkeit zu retten. Aus Barmherzigkeit sandte er uns seinen Heiligen Geist, damit er uns über den Willen Gottes lehrt. Indem er uns seinen Sohn und den Heiligen Geist sandte, hat er uns eine Belohnung geschenkt, die jeden unserer Verdienste weit übertrifft.
3. Das Geheimnis der göttlichen Güte. Das Himmelreich wird nicht nach menschlichen Maßstäben regiert. Es wird regiert nach dem Maßstab göttlicher Barmherzigkeit und göttlicher Güte. Das ist es, was unser Herr versucht, uns durch zahlreiche Gleichnisse über die Barmherzigkeit, durch sein Handeln und, vor allem, durch sein Leiden und Tod am Kreuz klar zu machen. Er ist nicht gekommen, um zu verurteilen, sondern, um zu erlösen. Er kam nicht, um zu vernichten, sondern, um Leben zu geben im Überfluss. Er kam, damit wir ihn kennen lernen - und durch ihn seinen Vater - um so in die Macht des Himmelreichs, ein Reich der Barmherzigkeit und Gerechtigkeit, einzutreten.
Gespräch mit Christus: Dein, Herr Jesus, ist das Reich der Barmherzigkeit und Liebe. Dein ist das Reich, in dem der Sünder Erlösung findet. Dein ist das Reich der Hoffnung. Herr, ich bin nicht würdig, in dein Reich gerufen zu werden. Du bist es jedoch, der mich gerufen hat. Du bist es, der mich mit seinem Blut erlöst hat. Öffne mein Herz für ein felsenfestes und unbedingtes Vertrauen auf dich.
Vorsatz: Ich will meine Pflichten hier auf Erden im Vertrauen auf Gott erfüllen.