Sonntag,
7. Mai 2006
Ich gebe mein Leben hin
Vierter Sonntag der Osterzeit
P. Todd Belardi LC
Joh 10,11-18
Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die
Schafe. Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe
nicht gehören, läßt die Schafe im Stich und flieht, wenn
er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander.
Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen
nichts liegt. Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen, und die Meinen
kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich
gebe mein Leben hin für die Schafe. Ich habe noch andere Schafe,
die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muß ich führen, und
sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben
und einen Hirten. Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe,
um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe
es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe
Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.
Einführendes Gebet: Herr, Jesus, ich danke dir, dass ich im Gebet bei dir sein darf. Ich bitte dich, öffne mein Herz für deine Worte ewigen Lebens, damit ich dir noch besser auf dem Weg der wahren Liebe folgen kann.
Bitte: Herr, lass mich deinen Willen treu befolgen, so dass ich ein glaubwürdiger Christ sein kann.
1. Ich gebe mein Leben hin. Der Vater vertraute Christus eine Mission an: Christus sollte durch ein Leben unbegrenzter Selbsthingabe, einer Hingabe bis in den Tod, die Erlösung bringen. Da er Gott ist, konnte er den Vater mit uns versöhnen. Durch seine Menschwerdung konnte er sich mit uns gefallenen Menschen identifizieren und uns zu Kindern Gottes erheben. Christus ist die vollendete Brücke zwischen der gefallenen Menschheit und dem unendlich heiligen Gott. Seine Mission, diese Kluft zu überwinden, kam erst dadurch zustande, dass er den Willen des Vaters aus eigenem freiem Willen annahm. Unser Herr bekam dafür nichts, und doch war er treu bis in den Tod.
2. Aus freiem Willen. Jesus wurde nicht befohlen, sich für
unsere Sünden hinzugeben. Er hat sich freiwillig aufgeopfert. Die
Freiheit ist dann am besten genutzt, wenn sie ohne Rücksicht auf
Mühen und Entbehrungen den Willen Gottes erfüllt. Wir sollten
bedenken, dass Jesus wusste, was jenseits seiner erfolgreichen Predigten
und Wunder zu erwarten war: der Weg zum Kalvarienberg. Um sich
darauf vorzubereiten, verbrachte er viele Nächte auf dem Ölberg.
Trotz des Mangels an Verständnis von Seiten seiner Jünger, offenbarte
er ihnen sein Schicksal. Am Ende, als seine Stunde kam, zeigte er sich
dem Vater treu ergeben. Als die Stunde der Finsternis schlug, sagte er
zu den Hohenpriestern: „Ich bin es”. Christus ist vor Gottes
Willen niemals zurückgeschreckt. Er fühlte die Schwere. Trauer
erfüllte sein Herz. Seine menschliche Seite drängte ihn dazu,
einen leichteren Weg zu gehen. Er aber bewies, dass Liebe stärker
als der Tod ist, dass wahre Freiheit die Sünde überwinden und
beherrschen kann.
3. Ein Leben der Liebe. Vielleicht haben wir Angst davor, uns Gott ganz aufzuopfern. Was wird er von uns verlangen? Was muss ich aufgeben? Werde ich dazu imstande sein? Wie auch immer, wir können darauf vertrauen, dass die Furcht vergeht, wenn wir, wie Christus, aus der Liebe leben. Uns ist klar, dass der Vater ihn darum bat, für uns zu sterben. Und was für Früchte das gebracht hat! Indem er das Menschsein annahm, verließ er den Glanz seiner Gottheit, um uns Menschen zu erhöhen. Er erreichte das Unmögliche, indem er die Last aller Sünden trug. Er vertraute darauf, dass der Vater ihm die nötige Kraft geben würde. Heute kann es sein, dass wir aufgefordert werden, unserer Eigenliebe zu entsagen, ein Laster zu überwinden, das uns plagt, oder darauf zu vertrauen, dass wir mit der Gnade Gottes gute Christen sein können in einer Welt, die dem Christentum feindlich gegenübersteht. Wenn wir Christus lieben, werden wir uns nicht fürchten, denn er hat uns den Weg gezeigt - und er hat bereits gesiegt.
Gespräch mit Christus: Herr, schenke mir den Mut, ein treuer Christ zu sein, überall und immer, wen ich auch treffe und was ich auch sage. Hilf mir, dass ich mich zu dir bekenne.
Vorsatz: Aus Liebe zu Christus will ich heute etwas, was mich große Überwindung kostet, dem Herrn aufopfern.