„Offenheit und Anpassungsfähigkeit sind gefragt“

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Adam Ulbrich kommt aus Baden-Württemberg. Das Regnum Christi lernte er über Freunde in der Bewegung „Licht-Leben“ kennen. Nach einigen „Thrive“-Treffen und Christustagen fühlte er sich gleich sehr wohl in der Gemeinschaft. 2023/2024 machte er, gleich nach dem Abitur, ein Coworker-Jahr im Regnum Christi in Barcelona. Im Interview erzählt er, warum gerade Offenheit und Anpassungsfähigkeit wichtig waren.

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Adam, warum hast Du Dich dazu entschlossen, diesen Freiwilligendienst im Regnum Christi zu leisten?
Adam: Schon früh in meiner Kindheit durfte ich Jugendliche kennenlernen, die stark im Glauben waren und dafür innerlich brannten. Davon angesteckt und zutiefst dankbar wollte ich etwas zurückgeben, Zeugnis leben und Menschen für Jesus begeistern. Durch viele meiner Freunde, die bereits selbst Coworker waren, zog ich dies in Betracht, betete viel darüber und merkte, dass das mein Weg ist.

Nach dem Abi konnte ich sofort starten und wurde in Barcelona mit offenen Händen empfangen. Super spannend war zu erfahren, wie das Regnum Christi in anderen Kulturen gelebt wird, wie es, trotz so unterschiedlicher Menschen, alle verbindet und alle auf demselben Fundament stehen.

Wie kam es dazu, dass Du nach Barcelona gekommen bist?
Adam: Eigentlich wollte ich in die USA oder nach Irland, denn meine Freunde waren auch dort und ich wollte dasselbe erleben. Doch es ist wichtig, auf Gottes Wege zu vertrauen, auch wenn sie zuerst nicht perfekt für einen erscheinen. Eine Eingebung, nach Spanien zu gehen, fand ich eines Tages auch beim Bibel-lesen. Darauf habe ich vertraut, obwohl ich zum Beispiel nicht mal richtig Spanisch konnte. Heute kann ich sagen, es ist das Beste, was mir passieren konnte, denn Gott weiß, was wir brauchen und wo wir gebraucht werden!

Worin bestanden Deine Aufgaben? Was hat Dich herausgefordert?
Adam: Nachmittags habe ich vor allem im ECYD mitgearbeitet und an den Vormittagen in der Schule des Regnum Christi in Barcelona, meistens mit den 10-bis 16-Jährigen. Wir organisierten u.a. Ausflüge mit den Kindern und Aktivitäten, die mit dem Glauben verbunden waren.

Schwierig war es immer, die volle Aufmerksamkeit der Kinder zu bekommen, und dabei nicht die Geduld zu verlieren. Manchmal fühlte es sich so an, als ob die Arbeit keinen Sinn macht und die Kids sowieso alles vergessen bzw. es ihnen egal ist. Doch dann dachte ich einfach an mich selbst in diesem Alter zurück, wie ich, wie ein Schwamm, alles ihn mich aufnahm und die Früchte daraus erst Jahre später hervorkamen.

Spanisch ist nicht Deine Muttersprache. Das war zu Beginn sicher ein echtes Hindernis. Wie hast Du die Sprachbarriere gemeistert? Und welche Tipps könntest Du anderen geben, die vor einer ähnlichen Herausforderung stehen?
Adam: Ich hatte in der Schule vier Jahre Spanisch im Unterricht. Aber vor allem hatte ich großes Interesse, diese Sprache zu lernen. Wichtig ist viel Übung, indem man z.B. die Wörter aus dem Alltag aufschreibt, übersetzt und abends immer auswendig lernt, und dabei auch laut ausspricht. So bekam ich direkt eine emotionale Verbindung zu neuen Wörtern, weil ich sie schon einmal im echten Leben gehört und vielleicht sogar genutzt hatte. So bleiben sie auch besser im Langzeitgedächtnis.

Wie konntest Du Dich mit Deinen Stärken und Talenten einbringen?
Adam: Ich mag es, Leute zu motivieren und eine gute Stimmung zu verbreiten und konnte dies sehr gut bei der Arbeit mit den Jungs einbringen. Ich bin sowieso eine offene Person und liebe es, andere Menschen und ihre Persönlichkeit zu entdecken. So lernte ich die spanische Kultur schnell zu lieben und fühlte mich extrem wohl darin. Das half mir auch viel beim Lernen der Sprache, denn ich hatte einfach extrem Lust darauf! Nach ca. vier Monaten war ich in der Lage, alltägliche Dialoge und kleine Vorträge zu halten. Mittlerweile kann ich über fast alles flüssig sprechen und verstehe so gut wie alles.

Ein Tag als Coworker beginnt mit Morgengebet, Meditationszeit und hl. Messe. Wie bist Du mit den vielen Gebetszeiten zurechtgekommen?
Adam: Ich war es nicht gewohnt, so viel Zeit für Gebet zu haben. Meine gewohnten Gebete behielt ich bei. Ich konnte sie während des Jahres stark ausbauen und es war definitiv ein super wichtiger Bestandteil. Ohne aktive Beziehung zu Gott wird das Jahr sehr schwer, würde ich behaupten.

Wie hast Du das Zusammenleben mit Priestern und Ordensleuten der Legionäre Christi erlebt? Wie hat das im Alltag funktioniert?
Adam: Ich hatte zum Glück viele junge Mitglieder in meiner Gemeinschaft, was mir den Anschluss sehr erleichtert hat, und konnte durch sie dann Freundschaften zu jedem Mitglied bilden. Es ist sehr interessant, das Leben eines Priesters näher kennenzulernen und deren Alltag mal mitzubekommen, zu sehen, wie sie auch nur Menschen sind, wenn sie sich zum Beispiel mal aufregen oder über einen Witz zu Tränen lachen.

Sicherlich gab es auch einmal schwierige Momente. Was gab Dir die nötige Kraft weiterzumachen?
Adam: In so einer Lebenslage muss man sehr offen und auch anpassungsfähig sein. Ich betete oft, dass Gott mir die Gnade schenke, die anderen mit seinen Augen zu sehen, und zu lieben, wie Jesus es tat. Das hat mir sehr geholfen. Auch die Freundschaften, die sich mit der Zeit entwickelten, ließen mich immer mehr tolle und tiefe Momente leben. Und fühlten sich ein Stück weit wie Lohn an, denn man bekam eben Wertschätzung und Vertrauen erwidert.

Letzte Frage: Was war der größte Aha-Moment in Deinem Coworker-Jahr?
Adam: Ich glaube das war, als ich mit den Jungs aus der RC-Jugend auf einen Wochenend-Trip gegangen bin, der durch die Gemeinschaft organisiert wurde – nichts Offizielles, keine Exerzitien oder so etwas. Und was mich dabei am meisten faszinierte war, dass das Charisma des Regnum Christi komplett gelebt wurde und zwar total natürlich, denn jeder trug es im Herzen: Eine Gemeinschaft von Aposteln, die Jesus gerufen, geformt – immer noch formt –, und zusammengerufen hat, um sein Reich in der Welt präsent zu machen!

Danke für das Gespräch!

(Das Interview führte Karl-Olaf Bergmann)

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